Polizei durchsucht Häuser und Wohnungen
Aktivist von "Letzte Generation" über Razzia: Bereit, für Ziele ins Gefängnis zu gehen

War es eine Racheaktion der Politik – oder ein berechtigtes Eingreifen? Der Leipziger Klimaaktivist Jakob Beyer (29) von der „Letzten Generation“ war einer derjenigen, dessen Wohnung im Rahmen der Razzia am Dienstagmorgen (13. Dezember) durchsucht wurde. Er hat eine klare Haltung. „Wir sind gewaltfrei“, betont er.
Hausdurchsuchungen für Aktivist unnötig
Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten am frühen Dienstagmorgen elf Wohnungen und Räume von Mitgliedern der „Letzten Generation“ in mindestens sechs Bundesländern. Grund seien mehrere Attacken von Klimaaktivisten auf Anlagen der Raffinerie PCK Schwedt, sagte Staatsanwalt Cyrill Klement im brandenburgischen Neuruppin am Dienstag. Dabei sei unter anderem die Ölzufuhr unterbrochen worden. In einigen Fällen sei es beim Versuch geblieben.
Für Beyer sind dies Einschüchterungsversuche: „Wir stehen mit Gesicht und Namen für das, was wir tun - wenn der Wunsch nach Informationen besteht, braucht es keine Hausdurchsuchung“, unterstrich Beyer. An einen Stopp der Aktionen denkt Beyer nicht nach: „Über drei Milliarden Menschen werden in Zonen leben, in denen sie keine Landwirtschaft mehr betreiben können, wenn wir jetzt nichts gegen die Klimakrise machen“, sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Video: Mutter und Tochter bei Klebe-Aktion von 'Letzte Generation'
Beyer sagte auf Anfrage zu RTL: Morgens um sechs hätten die Polizisten auch vor seiner Wohnung gestanden: „Ich kenne das schon. Es war klar, dass, wenn wir den Staat für seine Klimapolitik angreifen, dass er reagieren würde“, sagt er, und kritisiert, dass die Aktivisten trotz Gewaltfreiheit als „kriminelle Vereinigung“ gelten würden. Dabei solle darüber nicht die Politik entscheiden, sondern die Gesellschaft: „Ob wir Kriminelle sind? Das soll die Gesellschaft entscheiden. Sind wir es, weil wir stören? Oder die Politik, weil sie sich nicht an die selbst unterzeichnete Klimaziele von Paris hält?“
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Er ist bereit, für seine Proteste ins Gefängnis zu gehen. Die Aktionen der Letzten Generation seien richtig: „Wir haben nur noch ein kleines Zeitfenster, um die Klimakatastrophe abzuwenden, und Proteste haben einfach nicht ausgereicht.“ (eon)