Wen haben wir aus Kabul geholt?
Vergewaltiger, Terrorverdächtige & Co.: Auch 20 Kriminelle jetzt in Deutschland
Nach Rettungsaktion aus Afghanistan
Schutzsuchende, Kinder, verzweifelte Afghanen – die Luftbrücke aus Kabul hat insgesamt 4.587 Menschen in Deutschland ein neues Leben ermöglicht. Nach neusten Erkenntnissen seien unter ihnen aber auch 20 Straftäter. Dies macht Bundesinnenminister Horst Seehofer im Münchner Presseclub publik. Unter den geflohenen Tätern seien unter anderem auch verurteilte Vergewaltiger und Dokumenten-Fälscher. Eingereist sind nach dpa-Informationen mehrere Menschen, deren Namen schon im gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern aufgetaucht waren.
4.587 haben ein neues Leben in Deutschland
Insgesamt kamen mit der Luftbrücke nach Angaben des Bundesinnenministeriums vom Mittwoch 4.587 Menschen nach Deutschland, davon 3.849 Afghanen und 403 deutsche Staatsangehörige. Unter den Schutzbedürftigen waren auch Bürger zahlreicher anderer Staaten, wobei Deutsche wiederum auch vom Militär anderer Nationen ausgeflogen wurden. Aber eben auch 20 Straftäter.
Nach SPIEGEL-Informationen ist einer von ihnen auch Sardar Muhammed M.. Er kam 24. August mit einer Maschine aus Taschkent nach Frankfurt, nachdem er zuvor aus Kabul ausgeflogen worden war. Das Landgericht München hatte ihn 2012 zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren und drei Monaten verurteilt, weil er seine Tochter vergewaltigt und über Jahre sexuell missbraucht hatte. Nun ist auch er zurück in Deutschland.
Bundesinnenminister Horst Seehofer kennt den Grund: Chaotische Umstände
Die Notsituation in Kabul habe dazu geführt, dass der Überblick verloren ging, so Seehofer. „Die haben zum Teil die Papiere total gefälscht, von A bis Z, und zum Teil hat auch keiner mehr den Überblick gehabt“, sagte Seehofer. Solche Situationen würden immer auch von Kriminellen ausgenutzt werden. „Auf der einen Seite werde ich aufgefordert, ‚Türen auf, lasst sie kommen‘.“ Wenn dann die Sicherheitsüberprüfung erst bei der Einreise in Deutschland stattfinde, und sich dann herausstelle, dass auch einige unerwünschte Personen ins Land gekommen seien, werde der Innenminister kritisiert. Es sei seine Aufgabe bei den Ausgeflogenen genau hinzuschauen.
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Konkrete Aufstellung steht noch aus
Eine Aufstellung, wie viele ehemalige Ortskräfte, Journalisten, Menschenrechtler und andere Schutzbedürftige die Bundeswehr aus Afghanistan ausgeflogen hat, will die Regierung demnächst vorlegen. (dpa)