RTL-Reporter-Ehepaar diskutiert

9-Euro-Ticket verlängern?

von Martin to Roxel

Chaos oder Erfolgsmodell? Das 9-Euro-Ticket sollte einkommensschwache Familien entlasten. Über 38 Millionen Tickets wurden verkauft – ein Erfolgsmodell? Nicht ganz, denn Busse und Bahnen waren zum Teil nicht auf den Ansturm vorbereitet. Die Folge: überfüllte Züge, Verspätungen, teilweise chaotische Zustände. Braucht es ein Nachfolgemodell, eine Verlängerung oder sollte man ganz auf Vergünstigungen verzichten? Unser Reporter-Ehepaar hat sich in Köln umgeschaut und mit Betroffenen und Experten gesprochen – im Video.

Unser Schienennetz ist marode

Montagmorgen, Hauptbahnhof Köln, mit der Bahn zur Arbeit – da braucht man vor allem eins: starke Nerven. Verspätungen, Ausfälle, volle Bahnsteige. 38 Millionen Mal wurde das 9-Euro-Ticket verkauft und sorgte vor allem am Wochenende für überfüllte Züge.

Christian Deckert ist stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer. Er weiß: Die Bahn ist für so viele Passagiere gar nicht vorbereitet. „Unser Schienennetz ist leider marode, wir müssen da an vielen Stellen ausbessern, wir haben unheimlich viele Baustellen, was die Pendler jeden Tag zu spüren bekommen, wir brauchen auch mehr Fahrzeuge, wir brauchen mehr Personal, um diesen Ansturm bewältigen zu können."

Fahrgäste zufrieden

Trotz all dem Chaos – bei den Fahrgästen kommt das 9-Euro-Ticket überwiegend gut an. Laut einer aktuellen RTL/Forsa-Umfrage waren 84 Prozent der Befragten „eher“ oder sogar „sehr“ zufrieden. Und 64 Prozent wünschen sich eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets.

Unsere kleine Umfrage unter den Fahrgästen zeigt das gleiche Bild. Helga Fichtsmeyer ist Rentnerin. Sie ist begeistert und nutzt das Ticket oft: „Ich finde es toll, weil man da umsteigen kann, man kann mit jeder Bahn mit jedem Bus fahren, es ist ideal.“ Silas Büse ist Student, muss aufs Geld achten und ist froh über ein billiges Fahrticket. Die vollen Züge stören ihn nicht: „Wenn man mit dem 9-Euro-Ticket unterwegs ist, muss man sich drauf einstellen, dass es voller wird, das ist für mich aber kein Problem."

Nadine und Martin to Roxel diskutieren im RTL-Format "1.000 Meter Deutschland" die Standpunkte zum 9-Euro-Ticket
Nadine und Martin to Roxel diskutieren im RTL-Format "1.000 Meter Deutschland" die Standpunkte zum 9-Euro-Ticket
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Neun Euro zu billig

Der grüne Kölner Landtagsabgeordnete und Verkehrsexperte Arndt Klocke plädiert für ein Nachfolgemodell. Gedacht war das Ticket vor allem zur Entlastung, genutzt wurde es viel in den Städten für Ausflüge am Wochenende.

Klocke ärgert sich, dass die Bundesregierung noch keine Alternative hat: „Es wäre gut, wenn es ein kostengünstiges Ticket gäbe. Aber neun Euro, das kann nur der Auftakt sein, so eine Art Schnäppchen, ein Eye-Catcher. Danach muss es solide finanziert sein.“

Preise werden steigen

Die Bundesregierung verspricht Gespräche über ein Nachfolgeticket. Wann das dann kommt? Ungewiss. In neun Tagen läuft das 9-Euro-Ticket aus – und in vielen Städten sollen dann die Preise im Nahverkehr wieder steigen.