Reporter-Legende Kai Ebel im Abschieds-InterviewSeine schönsten Momente in 30 Jahren Formel 1

Knapp 30 Jahre stand er für RTL an den Formel-1-Strecken der Welt. Kai Ebel ist mit dem Rennzirkus um die Welt gereist, hat Höhepunkte und Niederlagen der größten Piloten aller Zeiten miterlebt. Im Abschieds-Interview erzählt er uns, welche Momente ihn besonders bewegt haben – und wie sehr die Formel 1 sein Leben verändert hat.
Ebel: Darauf bin ich heute noch stolz

Deine letzte Formel-1-Reise liegt schon ein paar Wochen zurück, Portugal war es. Welches Ereignis ist dir von dort besonders in Erinnerung geblieben?
Kai Ebel Dass ich das letzte Mal vor Ort war. Dass ich überragenden Fisch gegessen habe. Dass Sebastian Vettel erst relativ spät realisiert hat, dass er wahrscheinlich das letzte Mal mit mir vor laufender Kamera gesprochen hat. Aber wer weiß, vielleicht trifft man sich ja noch mal. Das kann ich jetzt alles noch nicht sagen. Ein Kapitel ist beendet und ein anderes beginnt.
Welcher Grand Prix war dein Lieblings-Reiseziel in der Formel 1?
Ebel Ich war immer ganz gerne in Melbourne, weil es um die Ecke ist. Nein, es war tatsächlich mein Lieblings-Rennen, weil die ganze Stadt Motorsport geatmet hat. Es ist eine tolle Stadt, ich mag Millionen-Städte am Meer. Wir haben Interviews geführt, bis wir einen Sonnenbrand hatten, sind in unserer Freizeit ans Meer gegangen. Es war einfach eine gute Mischung.
Du hast nicht nur super viele Strecken gesehen, du hast auch viele Menschen vor das Mikro bekommen. Auf welches Interview bist du besonders stolz?
Ebel Stolz ist man auf die Interviews, wo man vorher gesagt bekommt: „Der macht nichts, der redet nicht.“ Und da gehört für mich sicherlich Al Pacino dazu. Der tauchte plötzlich in Montreal auf, ich hatte das durch einen Zufall früh erfahren. Alle anderen hatten die Segel gestrichen, als sie hörten, er macht kein Interview. Ich hatte mir gedacht: „Das werden wir ja sehen“. Dann war er mir zufällig vor die Linse gelaufen, ich war schon live drauf, und ich habe dann mit einem der ganz Großen in der Filmbranche gesprochen, da bin ich heute noch stolz drauf.
Plötzlich schüttet Michael Schumacher unserem Reporter Bier in den Nacken

Welchen Rennfahrer hattest du am liebsten am Mikro?
Ebel Das ist jetzt schwierig und auch unfair, einen herauszuheben. Ich hatte immer gute Beziehungen zu unseren deutschen Fahrern. Aber jetzt, in letzter Zeit, war es immer schön mit Max Verstappen. Wir wissen ja: Holländer haben eine lange Tradition im deutschen Fernsehen. Er war immer sehr witzig, sehr spontan und sehr authentisch. Ich habe das immer gemocht.
Was war dein Lieblingsmoment mit Michael Schumacher?
Ebel Ach, da fällt mir direkt ein konkreter Moment ein, wir haben ihn auch so oft im Fernsehen gesehen, aber es war irgendwie schön. Ich habe einen Aufsager für die News gemacht und Michael setzte noch einen drauf, als er sagte: „Das alles Live bei RTL“ – und schüttete mir in dem Moment ein Bier in den Nacken. Das war nach einer gewonnen WM. Sowas bleibt natürlich hängen, weil er sonst immer so kontrolliert war, und da war er völlig ausgelassen. Wie ein kleines Kind. Ich glaube, das war sogar bei dem Grand Prix, bei dem sie später noch ein komplettes Hotelzimmer auseinandergenommen haben.
Was war der schönste Moment mit Sebastian Vettel?
Ebel Das war in Abu Dhabi, als er Weltmeister geworden ist. Das Unglaubliche war damals passiert: Sebastian Vettel wurde ganz überraschend Weltmeister. Und Vater Vettel hatte vorher noch groß angekündigt: „Wenn mein Sohn Weltmeister wird, dann zerreiße ich dir die Hose!“ Und so ist es dann auch gekommen. Ich stand vor der Kamera, als plötzlich Vater Vettel mir die Hose zerriss und ich dann im „Freien“ dastand. So war er eben.
Was war die skurrilste Antwort, die du je bekommen hast?
Ebel Das war Kimi Räikkönen in Monte Carlo. Nach einem Streit mit Sergio Perez hatte ich ihn gefragt, ob es überhaupt Sinn macht, mit Perez zu diskutieren und da sagte Kimi: „Dem kann man eigentlich nur eins – auf die Fresse hauen. Mach du das doch für mich.“
Auch nach 30 Jahren Formel 1 "modisch immer vorn dabei"
Wie hast du dich in all den Jahren Formel 1 weiterentwickelt?
Ebel Ich bin älter geworden, ich bin reifer geworden, ich bin ruhiger geworden. Ich habe durch die Formel 1 viel gelernt, ich habe keinen Hörschaden davongetragen, und ich bin modisch immer vorne mit dabei. Das ist ganz wichtig.
Bist du wehmütig, dass die Formel 1 bei RTL vorbei ist? Und wie geht es jetzt weiter?
Ebel Wehmütig will ich gar nicht sagen, das Leben hat immer was Schönes an sich. Es kommen immer schöne, neue Sachen auf einen zu. Ich bleibe neugierig und freue mich auf die Zeit, die jetzt kommt.