Staatsschutz ermittelt: 14 zerbrochene Grabtafeln - Muslime besorgt

Muslimische Babygräber in Hannover zerstört und verwüstet

Blumen und Plüschtiere sind am Donnerstag (16.02.2012) auf dem evangelischen Friedhof Potsdam-Bornstedt an das Grab eines getöteten Babys gelegt worden. Die Babyleiche war im vergangenen Jahr, einen Tag vor Heiligabend, in Potsdam tot aufgefunden worden. Von der Mutter fehlt bislang jede Spur. Foto: Nestor Bachmann dpa/lbn
25 Gräber wurden auf dem Babyfriedhof zerstört. (Symbolbild)

Wer macht so etwas? „In Hannover wurden am Dienstagabend gegen 1 Uhr 14 zerstörte Grabtafeln in der Nähe des muslimischen Gräberfeldes auf dem Friedhof Stöcken entdeckt“, so Dennis Schmitt, Pressesprecher der Polizei Hannover im Gespräch mit RTL. „Die Polizei ermittelt in alle Richtungen! Der Staatsschutz ist alarmiert!“ Muslime sind besorgt.

Tatverdächtige gibt es bislang nicht

„Es wird wegen Störung der Totenruhe ermittelt, in Betracht kommt aber auch eine natürliche Ursache oder eine Verursachung durch Tiere. Tatverdächtige gibt es bislang nicht“, so Schmitt. Aktuell gibt es nach Angaben der Polizei auch noch keine konkreten Erkenntnisse auf einen islamfeindlichen Zusammenhang. Schmitt: „Die Polizei nimmt den Vorfall sehr ernst!“ Auch die Stadt Hannover hat sich offiziell gegenüber RTL geäußert: „Vandalismus auf einem Friedhof ist eine Störung der Totenruhe und stellt eine Straftat dar. Die Polizei ist bereits eingeschaltet. Die Stadtverwaltung bedauert, dass durch die Beschädigung der Grabtafeln die betroffenen Angehörigen in ihrer Trauer gestört werden. Die Stadt nimmt Kontakt mit den betroffenen Angehörigen auf. Wenn sich dieser Vorfall als Straftat bestätigt, ist er auf das Schärfste zu verurteilen“, so Pressesprecher Dennis Dix.

Muslime beobachten wachsende Islamfeindlichkeit

Der Landesverband der Muslime, Schura Niedersachsen, beobachtet mit Sorge eine nach seinem Eindruck wachsende Islamfeindlichkeit. „In letzter Zeit sind Moscheen häufiger das Ziel von hassgefüllten Drohbriefen oder Beschmierungen geworden“, sagte Schura-Sprecher Enes Esatbeyoglu der Deutschen Presse-Agentur. Die Gemeinden berichteten auch vermehrt von rassistischen Vorfällen - so würden insbesondere Kopftuch tragende Frauen beleidigt oder beschimpft. Wie das Landeskriminalamt (LKA) Ende September mitteilte, hatten in den Monaten zuvor Moscheegemeinden in Bramsche (Landkreis Osnabrück) und Barnstorf (Landkreis Diepholz) rechtsextreme Drohschreiben erhalten.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Sicherheitsvorkehrungen müssen verstärkt werden

Angesichts von Rassismus, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus müsse die niedersächsische Landesregierung die Sicherheitsvorkehrungen in allen religiösen Einrichtungen verstärken, sagte der Sprecher. Die Taten mit islamfeindlichem Hintergrund in Niedersachsen sollten nicht als Einzelfälle oder Kavaliersdelikte getrennt voneinander betrachtet, sondern in einem größeren zusammenhängenden Kontext untersucht werden, wünscht sich der Verband von der Landesregierung. (dpa/kst)