Psychologe: „Kindliche Sexualität akzeptieren“
12 Kinder rausgeworfen: Doktorspiele in Kita laufen aus dem Ruder

Kleine Kinder sind niedlich. Sie sind neugierig und sie spielen gern. Doch genau diese Kombination machte zwei Fünfjährige - einen Jungen und ein Mädchen - jetzt zu kleinen Sexualstraftätern. Doktorspiele liefen aus dem Ruder: Sie verletzten ihre Spielgefährten an den Geschlechtsteilen, steckten ihnen Stöcke in Anus und Vagina. Die Eltern bemerkten die Verletzungen, dann brach ein Riesenstreit los. Jetzt sollen 12 Kinder, darunter auch die Opfer, der Kita verwiesen werden.
12 Kinder aus Kita geworfen
Mit einer zusätzlichen Erzieherin habe die Kita-Leitung im Kölner Stadtteil Bocklemünd die Kinder enger betreuen und die Eltern beruhigen wollen, berichtet „Spiegel Online“. Doch damit haben sich die Eltern angeblich nicht zufrieden gegeben. Sie hätten die Namen der Doktorspiel-Kinder wissen wollen, heißt es. Als die Kita-Leitung die nicht herausgeben wollte, sei der Streit eskaliert.
Nach monatelangem Zoff hat die Kita dann schließlich 12 Kindern den Betreuungs-Platz gekündigt. Der Fall sei sogar beim Landschaftsverband Rheinland, kurz „LVR“, gelandet. Dort hatte man die Kita offenbar schon einmal wegen ähnlicher Vorkommnisse beraten.
Psychologe erklärt, wie es zu kindlichen sexuellen Übergriffen kommen kann
Aber: Was geht eigentlich in Kindern vor, die andere sexuell missbrauchen? RTL.de hat beim Diplom Psychologe Michael Thiel nachgefragt: „Wenn Kinder sich selbst oder andere anfassen, dann geht es einfach nur darum, schöne Gefühle zu bekommen, sich und andere zu erkunden und auszuprobieren. Nicht wie bei der Erwachsenen-Sexualität um den Orgasmus. Das ist meilenweit voneinander entfernt.“ Ab vier oder fünf Jahren seien sogenannte Doktorspiele normal. Das sei einfach kindliche Neugier.
„Problematisch wird es erst dann, wenn Grenzen überschritten werden. Wenn ein Kind das andere anfasst, obwohl sein Gegenüber das nicht möchte. Oder wenn ein Kind sich selbst oder andere dabei verletzt“, erklärt Michael Thiel.
Besser mit Sexualität von Kindern umgehen!
Genau das ist in der Kölner Kita passiert. „Man muss Kindern beibringen, dass sie ‚nein‘ sagen dürfen und müssen, wenn sie jemand anfasst, obwohl sie das nicht möchten“, so Thiel. Dass die betroffenen Kinder daraufhin die Einrichtung verlassen mussten, kann er nicht verstehen. „Man sollte mit den Kindern sprechen und ihnen Hilfe zukommen lassen - sowohl den Opfern, als auch den 'Tätern'. Erzieher und Eltern müssten dahingehend geschult werden, dass sie besser mit der kindlichen Sexualität umgehen und rechtzeitig Übergriffe registrieren können.“ Doch stattdessen werde es häufig ignoriert, dass es so etwas wie eine kindliche Sexualität überhaupt gebe.
Dass Kinder ihre Form von Sexualität ausprobierten, das sei normal. Den Psychologen beschäftigt eine andere Frage: „Mich interessiert viel mehr, woher die Kinder solche Erwachsenen-Praktiken kennen. Im Zeitalter des Internets müssen wir gewappnet sein. Kinder können leicht Sachen sehen, die nicht für sie bestimmt sind. Besonders wenn die Computer nicht kindersicher eingerichtet sind, der Fernseher ständig unbeaufsichtigt läuft.“ Wenn Eltern mitbekämen, dass ihr Kind etwas im Fernsehen oder Internet gesehen habe, das nicht für seine Augen bestimmt war, dann sollte man ihm das auch genauso erklären. So könnte man Vorfällen wir dem in der Kölner Kita vielleicht vorbeugen.