Folk-Metal-Band mit neuem Album „Post Mortem” auf Tour

Subway To Sally über Musik, Weihnachten und Brokkoli-Tattoos

Subway To Sally haben gerade ihr Studioalbum „Post Mortem” veröffentlicht.
Subway To Sally haben gerade ihr 15. Studioalbum „Post Mortem” veröffentlicht.
Heilemania & Pedro Stoehr
von Denise Kylla

Eigentlich sollte nach dem letzten Studioalbum Schluss sein...

Doch dann kehrte die Kreativität bei Subway To Sally zurück und „Post Mortem” entstand innerhalb von nur anderthalb Jahren. Am 20. Dezember ist das Album erschienen, am gleichen Tag spielte die Band aus Potsdam ihr „Eisheilige Nacht”-Konzert in Dortmund. RTL hat Schlagzeuger Simon Michael und Violinistin Ally Storch getroffen und mit den Musikern über ihre neue Musik, Zukunftspläne und Brokkoli-Tattoos gesprochen.

Euer letztes Album kam vor anderthalb Jahren heraus, jetzt gibt es mit „Post Mortem” schon wieder ein Neues. Wie habt ihr das so schnell hinbekommen?
Simon Michael: Das funktioniert nur, wenn jeder in Eigenverantwortung arbeitet und alle an einem Strang ziehen. Ich habe Ally meine Ideen und Tonspuren geschickt und sie hat über Nacht dazu etwas eingespielt. Vor unserem letzten Album „Himmelfahrt” haben wir noch nicht so gearbeitet. Aber die Coronakrise hat uns als Band „weggeballert”. So sind neue Arbeitswege und neue Kreativität entstanden. Nach 32 Jahren Bandgeschichte ist dann mit „Himmelfahrt” ein Album entstanden, das von allen gelobt wurde und so ist es mit unserem neuen Album auch.
Ally: Bei mir kommt das auch so an. Viele haben gelobt, dass wir „back to the roots” (deutsch: zurück zu den Wurzeln) gegangen sind. Wir haben nach Corona viel zu sagen. Zum Beispiel: Seid nicht so traurig, sondern gebt Gas und werdet positiver!

Ally Storch (l.) und Simon Michael im Gespräch mit RTL-Reporterin Denise.
Ally Storch (l.) und Simon Michael im Gespräch mit RTL-Reporterin Denise.
RTL

Himmelfahrt sollte euer letztes Studioalbum sein. Warum habt ihr das so geplant und warum gibt es jetzt doch einen Nachfolger?
Simon Michael: Als wir „Himmelfahrt” herausgebracht haben, wurden auf der Instagram-Seite der offiziellen Deutschen Charts Statistiken gezeigt. Daraus ging hervor, dass wir in der gleichen Woche in der Vergangenheit schon mal mit einem Album in den Top Ten waren – das ist circa 15 Jahre her. Wir haben festgestellt, dass es keinen der Künstler, der damals mit uns in den Top Ten war heute noch gibt. Unsere Band gibt es seit mehr als 30 Jahren. Ich bin 40 und seit über 20 Jahren dabei. Und uns ist klargeworden, dass es in Ordnung ist, über die Endlichkeit von Dingen nachzudenken. Aber wir haben auch nie gesagt, dass wir die Band auflösen wollen. Es ging nur um Studioalben. Als wir „Himmelfahrt” gemacht haben, fühlte es sich wie das letzte Album an. Zu dem Zeitpunkt konnte keiner ahnen, dass „Post Mortem” passiert.

Also dachtet ihr: Wir produzieren nichts mehr Neues und spielen nur noch live?
Simon Michael: Wir haben genug Material, um acht bis zehn Stunden live zu spielen. Es wird sich also immer etwas finden.

Gab es denn damals, als ihr dachtet, mit den Studioalben Schluss machen zu wollen, schon andere Pläne für die Zukunft?
Simon Michael: Ich würde gerne meine handwerklichen Fähigkeiten verbessern. Ich werde anfangen, ein Haus herzurichten und werde anfangen, Laminat zu legen und ein paar Schlitze zu klopfen. Das sind Projekte über die man sich Gedanken macht.

Subway To Sally live bei der Eisheiligen Nacht in Dortmund.
Subway To Sally live bei der Eisheiligen Nacht in Dortmund.
RTL

In eurem Video zum Titelsong „Post Mortem” wirkt ihr so energetisch – wie war der Dreh für euch?
Simon Michael: Ja, Ally, wie ist das denn so, acht Stunden Party machen zu müssen auf Zuruf (lacht)?
Ally: Wir haben gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergeht. Erst zum Schluss dachte ich, dass wir einmal ein bisschen Luft schnappen müssen. Es war ein ganz natürlicher Sog und wir haben einander mitgerissen.
Simon Michael: Es war ein von Feuer beheizter Raum und irgendwann war der Sauerstoffgehalt niedrig, alle waren nass und klebrig. Und wir haben den Song immer wieder komplett am Stück aufgenommen und das Setting musste dann immer wieder schnell hergerichtet werden. Bis zu einem gewissen Punkt war das extrem lustig, dann extrem anstrengend. Und danach hatten wir direkt einen zweiten Dreh.

Stefan Raab hat ja gerade sein großes Comeback gefeiert und ist auch schon ewig im Showbusiness. Ihr seid auch über 30 Jahre dabei. Seht ihr da Parallelen?
Simon Michael: Wir haben 2008 mal den Bundesvision Songcontest gewonnen und ihn getroffen. Du vergleichst gerade aber den bekanntesten Deutschen mit einer weitaus unbekannteren Band. Wenn Stefan Raab ungestört einkaufen will, muss er mit einem Privatflugzeug nach Dänemark fliegen. Ich glaube, dass du da anders über deine Karriere und Familie nachdenkst als eine Band, die sich in einer Bubble aus netten Menschen bewegt und Fans, die viel Respekt haben. Deshalb ist der Vergleich nicht so gut. Aber es gibt doch Parallelen! Der Ruf, ehrgeizig zu sein und nicht verlieren zu wollen, eilt uns voraus. Das ist der Grund, warum es Kollegen gibt, die uns meiden.

Mit „Post Morten” feiern Subway To Sally ihre Wiederauferstehung.
Mit „Post Morten” feiern Subway To Sally ihre Wiederauferstehung.
Heilemania & Pedro Stoehr

Wie sehen eure weiteren Zukunftspläne aus?
Ally: Im Gegensatz zu Simon Michael habe ich kein Interesse daran, zu lernen, wie ich meine Wohnung noch weiter verschönern oder Häuser bauen kann. Ich habe beschlossen, dass ich die kommenden fünf Alben für Subway To Sally schreiben werde (lacht).
Simon Michael: Das wäre eine tolle Idee und enorme Entlastung (lacht).
Ally: Es ist ein unglaublicher Kraftakt, ein Album zu schreiben. Aber ich habe die Hoffnung, dass wir noch so viel zu sagen haben, dass wir es weitermachen. Bisher gibt es aber keine konkreten Pläne. Wir sind mit Konzerten beschäftigt und spielen bald auch in Florida. Danach sind wir auf Tour. Wir genießen jetzt erst mal unser „Post Mortem”-Album und spielen es den Fans vor.
Simon Michael: Ende 2025 kommt dann auch wieder die Eisheilige Nacht. Ich weiß aber schon, wie das kommende Album heißt.
Ally: „Ich kann nicht mehr” (lacht)?
Simon Michael: Nein, „Uniflott”! Kennt ihr das? Das ist Fertigspachtelmasse. Der Name ist so geil, der sagt alles: Schnell, zuverlässig, „Uniflott”. Nach „Himmelfahrt” und „Post Morten” kann es aber nur einen Titel geben.

„Subway To Sally” als Titel?
Simon Michael: Ja, genau! Das wäre das erste selbst betitelte Album in 30 Jahren.

Ihr seid ja auch bis Ende des Jahres noch unterwegs und habt nur am 24. und 25. Dezember frei. Kommt da Weihnachtsstimmung auf?
Ally: NEIN (lacht)!
Simon Michael: Nächste Frage (lacht).

Seid ihr überhaupt Weihnachts-Fans oder habt ihr gar keine Lust darauf?
Ally: Ich bin Mutti. Ich habe einen kleinen Sohn und ich hätte ihm schon gerne ein geiles Weihnachten gemacht. Aber das ist gerade einfach nicht möglich. Heute ist auch noch das Album erschienen und du bist die ganze Zeit mit deinen Gedanken dabei. Einige von uns haben nebenbei auch noch andere Jobs: Ich mache Studiojobs. Ich denke, ich werde für zwei Tage weihnachtlich und dann geht es schon weiter.
Simon Michael: Ich habe keine Kinder, da spielt das nicht so die Rolle, aber ich habe trotzdem Familie um die man sich kümmern muss. Meine Mama sieht einfach gerne ihre Kinder über Weihnachten. Es gab aber auch Jahre, da hätte ich mir am liebsten über Weihnachten einfach ein Hotel genommen an unseren zwei freien Tagen. Wir arrangieren uns damit. Wir stellen zum Beispiel schon Anfang Dezember den Weihnachtsbaum auf. Aber für die Familie ist es bestimmt nicht das Beste, immer an Weihnachten unterwegs zu sein. Aber so verbringt man seine Zeit mit der zweiten Familie – das ist auch schön.

In Aktion: Subway To Sally live auf dem Rockharz Open Air.
Subway To Sally in Action! Auf der Bühne kann es schon mal heiß werden.
Jobst Meese, Jodocus Obscurus Photography

Möchtet ihr sonst noch etwas sagen?
Simon Michael: Ich stehe fürs Dschungelcamp und fürs Promiboxen nicht zur Verfügung.

Wäre „Are You The One” oder „Make Love Fake Love” etwas für dich?
Simon Michael: Nein, aber „Ex on the Beach” könnte ich mir vorstellen. Meine Frau schaut das. Und ich als alter Mann könnte den Altersschnitt noch etwas nach oben drücken. Und ich fände, optisch wäre ich ein guter Kontrast zu den trainierten und tätowierten Männern.

Hast du keine Tattoos?
Simon Michael: Bis jetzt nicht.
Ally: Ich auch nicht. Ich finde es total schön, aber es muss zu dem Menschen passen. Und zu mir passt es nicht. Ich finde es total toll, wenn Frauen bis zu den Händen und dem Hals zu tätowiert sind. Bei mir ist auch ein Problem, dass ich bestimmte Motive zu einem bestimmten Zeitpunkt toll finde. Nach ein paar Jahren finde ich sie dann aber nicht mehr schön.
Simon Michael: Meine Frau und ich haben darüber nachgedacht, uns ein Kreuz mit den vier wichtigsten Dingen in unserem Leben tätowieren zu lassen.
Ally: Welche wären das?
Simon Michael: Bei meiner Frau waren es Berge, ein Brokkoli, eine Kuh...

Ich habe jetzt gerade an völlig andere Dinge gedacht. Eher in die Richtung Liebe, Familie...
Ally: Ich auch!
Simon Michael: Und ein Bier. Und bei mir wäre es eine Espressotasse, irgendwas mit Musik - ein Drumstick oder eine Gitarre, ein Schnitzel mit Pommes und auch ein Bier.