Ex-Motörhead-Gitarrist spielt auf „Schockvember Festival” in DeutschlandPhil Campbell: „Ich vermisse Lemmy Kilmister jeden Tag”

Man sagt ja, eine Band sei wie eine Familie...
Bei Phil Campbell And The Bastard Sons trifft das tatsächlich zu, denn der Großteil seiner Bandmitglieder sind seine drei Söhne Todd, Dane und Tyla. Nur Sänger Joel Peters ist nicht mit den anderen verwandt. Eigentlich hätten sie Anfang September als Vorband der legendären Scorpions spielen sollen, doch dann fielen die Konzerte wegen einer Verletzung von Gitarrist Matthias Jabs aus. Jetzt spielen Phil Campbell, der übrigens der Ex-Gitarrist von Motörhead ist, und seine Jungs doch noch in Deutschland – und das in fast intimer Atmosphäre! Am 2. November 2024 treten sie als Hauptact auf dem „Schockvember Festival” in Baden-Württemberg auf. Und das gerade mal vor 1.000 Gästen. Im Interview mit RTL verriet Campbell, warum er auf kleines Publikum steht und wie der Touralltag mit den Söhnen läuft.
Normalerweise seid ihr große Bühnen gewohnt, warum spielt ihr auch gerne vor kleinerem Publikum wie beim Schockvember-Festival in Remchingen (Baden-Württemberg)?
Manchmal macht es mehr Spaß, auf kleineren Bühnen zu spielen, als auf großen Festivalbühnen. Manchmal fühlt es sich auf großen Festivals so an, als sei man von den Fans getrennt. Bei Auftritten in kleinen Clubs kann man die Reaktion jedes Einzelnen sehen und fühlt sich dem Publikum so näher. Aber am Ende des Tages macht jede Show Spaß, solange die Leute klatschen und jubeln.
Wie traurig wart ihr darüber, nicht als Support der Scorpions in Deutschland spielen zu können?
Es war sehr bedauerlich, dass die Shows der Scorpions abgesagt werden mussten. Wir haben kürzlich vier großartige Shows mit ihnen in Spanien gespielt und haben uns auf ein Wiedersehen mit den Jungs in Deutschland gefreut. Leider mussten sie abgesagt werden, aber die Gesundheit geht vor, wir wünschen Matthias alles Gute und eine schnelle Genesung!

Musiker hören im Privatleben oft völlig andere Musik als die Stilrichtung, die sie selbst machen. Was hörst du, wenn du zu Hause bist?
Das ist richtig, wenn man fast 50 Jahre lang auf der Bühne steht und Heavy Rock spielt, möchte man zu Hause manchmal entspanntere Musik hören. Ich liebe immer noch die klassischen Rockbands, mit denen ich aufgewachsen bin, aber wenn ich runterkommen will, höre ich oft Leute wie Neil Sudaka, Sade, Eagles, Burt Bacharach, Bee Gees, eine wilde Mischung!
Wie stressig ist es, mit drei Söhnen zu reisen?
Ha, ich sage immer, mit der Familie auf Tour zu gehen, ist nicht viel anders als mit einer anderen Band zu touren. Wenn man so viele Jahre in einer Band zusammen ist, wird man oft zu einer Familie. Von Zeit zu Zeit ist man sich über dumme Dinge nicht einig, aber es wird immer eine Lösung gefunden.
Und: Wie ist es für deine Söhne, mit dir als Vater auf Tour zu gehen?
Da müsste man sie fragen! Um ehrlich zu sein, benehmen sie sich recht brav. Sie genießen es, nach der Show ein paar Bier zu trinken, aber das ist es auch schon. Normalerweise gehen wir einfach zurück in den Tourbus und schauen uns eine Fernsehkomödie an, bevor wir alle zu Bett gehen und am nächsten Tag in einer anderen Stadt aufwachen.

Wenn man Artikel über eure Band liest, wird eure Musik oft als eine raffiniertere Version von Motörhead beschrieben. Wie würdest du deine Musik selbst beschreiben?
Ich würde nicht sagen, dass sie raffinierter ist. Ich habe die Riffs für Motörhead über 30 Jahre lang geschrieben, daher haben einige Songs bestimmt einen ähnlichen Stil. Aber wir alle beteiligen uns am Songwriting-Prozess. Alle Jungs in der Band sind für sich genommen großartige Songwriter und da sie alle in verschiedenen Epochen aufgewachsen sind, haben sie alle unterschiedliche Einflüsse, was für eine Band auf jeden Fall eine großartige Sache ist.
Phil, wie sehr vermisst du Lemmy Kilmister?
Ich vermisse ihn natürlich sehr und denke jeden Tag an ihn. Wir hatten so viele schöne Zeiten zusammen. Aber es ist eine große Freude, weiterhin Songs, die wir gemeinsam geschrieben haben, einem neuen Publikum auf der ganzen Welt vorzuführen.
Im September 2023 habt Ihr Euer Album „Kings of the Asylum“ veröffentlicht. Warum seid ihr die Könige des Irrenhauses?
Ha, so habe ich mir das noch nie vorgestellt, da müsste man unseren Sänger Joel fragen – er hat sich den Albumtitel ausgedacht! Aber in einer Band zu sein und auf Tour zu sein, könnte man mit Sicherheit als einen Aufenthalt in einem Irrenhaus bezeichnen.