Operation wegen epileptischen AnfällenZweijährige aus Duisburg lebt mit halbem Gehirn

Die zweijährige Nele aus Duisburg lebt mit nur einer funktionsfähigen Gehirnhälfte. Mit acht Monaten wurde wegen einer Epilepsie ihr Hirn getrennt. Mit einem Verein will ihre Mutter anderen Betroffenen helfen.

Nele Korbach aus Duisburg ist ein kleines aufgewecktes Mädchen. Sie ist zweieinhalb Jahre alt und klettert gern. Was von außen nicht zu erkennen ist: Nele lebt mit nur einem halben Gehirn. Mama Julia ist froh, ihre Tochter trotz allem so fit zusehen.

Operation gilt als einzige Lösung

Nach ihrer Geburt gilt Nele als kerngesund. Als Baby entwickelt sie sich gut. Mit anderthalb Monaten hat sie dann aber ihren ersten epileptischen Anfall. Nach mehreren Untersuchungen ist klar: Neles linke Gehirnhälfte hat eine Fehlbildung. Und die löst die Anfälle aus.

Bei einem epileptischen Anfall werden wichtige Gehirnfunktionen kurzzeitig gestört. Die Kommunikation zwischen den Nervenzellen funktioniert nicht mehr. Die Zellen senden zu viele Signale gleichzeitig. Es kommt unter anderem zu Krämpfen, Atemnot und Wahrnehmungsstörungen. Die Anfälle können lebensbedrohlich sein. Bei zwei Drittel der Betroffenen ist Epilepsie in der Regel gut mit Medikamenten behandelbar.

Auch Nele bekommt damals Präparate. Trotzdem wurden ihre Anfälle immer schlimmer. Die Lösung: Ihre Gehirnhälften müssen chirurgisch voneinander getrennt werden. Mit acht Monaten wird Nele dann operiert. Das Epilepsie-Zentrum Bethel in Bielefeld ist einer der wenigen Anlaufpunkt in Deutschland, wo diese OP gemacht wird.

Die Zeit nach der OP

Die abgetrennte Seite bleibt im Schädel und wird weiter mit Blut versorgt, hat aber keine Funktion mehr. Seit der OP ist Nele halbseitig gelähmt. Niemand konnte genau sagen, wie sie sich entwickeln wird. Wann und ob sie laufen kann und ob sie jemals sprechen wird. Um unter anderem ihre gelähmte Seite zu stärken, muss sie auch heute noch regelmäßig zu verschiedenen Therapien. Und: Das Training zahlt sich aus. Mittlerweile kann Nele laufen und spricht ihre ersten Worte. Kleine gezielte Bewegungen sind ein großer Erfolg. So funktioniert in Neles Fall ein halbes Gehirn plötzlich tatsächlich besser als ein ganzes. Seit der OP hatte sie keinen Anfall mehr.

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Verein für Epilepsie-Kranke

Die Zeit nach der OP war für die Korbachs eine schwere Zeit. Zuhause haben die Zwillingsjungs gewartet. Die Familie hat sich oft allein gefühlt. Julia fängt an ihre Gedanken und Erfahrungen in den Sozialen Medien zu teilen. Im Internet lernt sie auch Vanessa Lock aus Koblenz kennen. Ihre Tochter Leni brauchte die gleiche Operation wie Nele. Aus dem geteilten Leid ist schnell eine enge Freundschaft geworden. Jetzt wollen die beiden Mütter anderen betroffenen Familien helfen. Mit einem Verein. Der soll Familien, deren Kinder an Epilepsie erkrankt sind, finanziell helfen können.