Vom Hörsaal in den AbschiedsraumWenn der Tod zum Alltag wird – 23-jährige Bestatterin erzählt aus ihrem Leben
Fabienne Harvey ist 23 Jahre alt und Bestatterin – ein Beruf, den sie sich früher nie hätte vorstellen können. Nach einem abgebrochenen Studium findet sie in Sprockhövel (Ennepe-Ruhr-Kreis) ihre wahre Berufung: Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
Wenn sie kommt, war der Tod schon da
Mit 23 Jahren begleitet Fabienne Harvey Menschen auf ihrem letzten Weg. Nach einem abgebrochenen Studium in Management and Economics machte sie ein Jahrespraktikum bei einem Bestattungsunternehmen in Sprockhövel (Ennepe-Ruhr-Kreis) – und findet dort ihre Berufung. „Da war ein offener Sarg mit einer älteren Dame“, erinnert sich Fabienne an ihren ersten Tag. „Ich musste Kerzen auswechseln – und hab nur gedacht: ‚Bitte nicht atmen, bitte nicht bewegen.‘“ Heute kann sie darüber lachen. Mittlerweile liebt sie ihren Job – die Dankbarkeit der Angehörigen, die Abwechslung zwischen Trauerbegleitung, Eventplanung und Büroarbeit. Kein Tag ist wie der andere.
Frauen in der Branche
Lange galt der Beruf als reine Männersache. Doch hat sich geändert: Immer mehr junge Frauen entscheiden sich für die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft. „Die Männer denken oft, sie fahren nur Verstorbene durch die Gegend“, sagt Bestattermeister Roman Vosskühler. „Aber die Frauen können gut mit anpacken – und bringen oft ein besonderes Einfühlungsvermögen mit.“
Beruf gilt als krisensicher
Während viele Handwerksberufe unter Nachwuchsmangel leiden, erlebt die Bestattungsbranche einen Boom: Laut Handwerkskammer Dortmund hat sich die Zahl der Auszubildenden seit 2014 bundesweit mehr als verdoppelt – von 400 auf rund 1.000. Ein Grund: Der Beruf gilt als krisensicher. Denn gestorben wird immer. Fabienne treibt jedoch etwas anderes an: „Wir erfüllen letzte Wünsche, gestalten Abschiede so, wie es sich die Verstorbenen gewünscht haben – bunt und laut oder still und klassisch. Es ist schön, den letzten Weg so gestalten zu können.“ Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft dauert zwei Jahre. Das Gehalt: 780 Euro im ersten, 920 im zweiten Lehrjahr. Später sind bis zu 2.500 Euro brutto im Monat möglich.