Hoch, höher, Death DivingWeltrekordhalter im Death Diving aus Bad Honnef: Aus fast 50 Metern ins Wasser
Im Freibad ist für die meisten schon der Fünfer Endstation. Ein junger Mann aus Bad Honnef kann darüber nur müde lächeln. Er hält den Weltrekord im Deathdiving, also Todestauchen - aus fast 50 Metern Höhe!
Ein Sprung ins kalte Nass
Florian Märker hat gerade seinen 28. Geburtstag gefeiert – und zwar nicht mit Kuchen und Kerzen, sondern mit einem Sprung aus zehn Metern Höhe in einen See bei Bad Honnef. Mit dem Bauch voraus geht es ins herbstlich kalte Wasser. Der Sport, den er betreibt, hat einen dramatischen Namen: Døds – norwegisch für „Tod“. International ist er besser bekannt als Death Diving. „Sobald du abspringst, ist alles weg, was du vorher im Kopf hattest“, sagt Florian. Für ihn bedeutet das Eintauchen ins Wasser nicht nur Mut und Technik, sondern auch Freiheit und Selbstfindung.

Vom Dachdecker zum Extremsportler
Eigentlich arbeitet Florian als Dachdecker. Aber sein Herz schlägt längst für einen anderen Beruf: Death Diver. „Der Sport ist für mich alles. Ich sage immer ‚Death diving brought me back to life.‘ Durch den Sport habe ich wieder mehr zu mir gefunden.“ Die Mischung aus Risiko, Adrenalin und Perfektion ist es, die ihn antreibt. Social Media feiert diese Extremsprünge – Millionen Aufrufe bringen Sponsoren und das wiederum Geld. Oft kann es da nicht riskant genug aussehen. „Das menschliche Limit sind wir tatsächlich noch dabei herauszufinden“, sagt Florian.
Technik entscheidet über Leben und Tod
Der Sport ist keine Spielerei. Ab einer Höhe von zehn Metern kann ein falscher Sprung lebensgefährlich sein. Deshalb ist Präzision entscheidend. „Man muss in seinem Kopf haben: Ich will auf dem Bauch landen.“ Erst im letzten Moment ziehen die Springer Arme und Beine an, strecken das Becken nach oben und drehen sich in die sogenannte „Katze“. „Es sieht gefährlicher aus, macht mehr Spaß und gibt dem Ganzen einen besonderen Look,“ erklärt Florian, den man in der Szene nur als „Chucko“ kennt.

Weltrekord aus fast 50 Metern
„Chucko“ hat die Grenzen des Sports verschoben. 48,7 Meter – so hoch ist bislang kein Death Diver gesprungen. Wochen später schaut er sich mit seiner Mutter Claudia das Video noch einmal an. Für sie ist der Nervenkitzel kaum zu ertragen: „Mein Herz beginnt zu rasen, wenn ich die Sprünge sehe. Jeder, der auf einem Zehn-Meter-Turm gestanden hat, weiß, wie schwierig es ist, runterzublicken und tatsächlich zu springen.“ Doch Florian verlässt sich auf sein Bauchgefühl. „Wenn mein Bauchgefühl sagt, das schaffst du nicht, dann springe ich eben nicht. Aber bei dem Rekord wusste ich innerhalb von fünf Sekunden, dass ich es schaffen würde.“
Sicherheit hat Priorität
So gefährlich Death Diving wirkt, leichtsinnig ist es nicht. Vor jedem Sprung checkt Florian die Gewässer. Sie müssen tief genug sein, leichte Wellen am Wasser machen den Aufprall weicher. „Man sieht das Wasser mit 113 km/h auf sich zukommen. Und dann macht man einfach zu – weil man weiß, was man tut.“
Spaß und Ende der Saison
Bei seiner Geburtstagsfeier dominieren aber Leichtigkeit und Humor. Für einen Tag ist der Extremsport ein Spiel. „Let’s be silly, let’s have fun“, ruft ein Freund aus den USA ins Mikrofon. Aber die Saison endet im Herbst. Das Wasser wird zu kalt. Mit Blick auf nächstes Jahr hat Florian schon eine Entscheidung getroffen: „Ich werde meinen eigenen Rekord auf keinen Fall brechen. Schluss mit dem Höhenjagen. Das Risiko ist mir zu groß.“ Trotzdem will er vom Sport leben und den Dachdecker-Beruf an den Nagel hängen. Dafür will er um die Welt reisen und viele Klippen springen. Trotz aller Gefahr bleibt für ihn eines klar: Death Diving bedeutet in seinem Fall nicht Tod – sondern Leben.