Gräber, Gold und GullysSo sieht der Kölner Dom von unten aus – Wahrzeichen mal anders
Gräber, Gold und Gullys – der Kölner Dom birgt Schätze tief unter seinem Boden. Was Archäologen seit Jahrzehnten freilegen, erzählt 2.000 Jahre Geschichte. Eine Führung zeigt das Wahrzeichen mal von unten.
Grabungen aus Sorgen um den Dom
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Kölner Angst um ihren Dom: Getroffen von insgesamt vierzehn schweren Bomben könnte er in seinen Grundfesten erschüttert worden sein. Also gruben die Statiker 1946 erstmals seit 800 Jahren den Boden der Kathedrale auf, um die darunter liegenden Fundamente zu untersuchen. Das war die Gelegenheit für die Archäologen, auch zwischen den 56 gemauerten Grundpfeilern nach Resten früherer Epochen zu graben. Sie fanden sofort ein Stück von der Vorgängerkirche dort. Ruth Stinnesbeck ist Archäologin und für die Grabungen unter dem Kölner Dom verantwortlich. Sie ordnet ein, wieviel Glück ihre Vorgänger hier gleich mit dem ersten Stich hatten: „Nur mal so hypothetisch, wenn die nur ein paar Meter weiter im Westen angefangen hätten mit der Grabung, dann hätten die nämlich gar nichts gefunden. Ich gebe Brief und Siegel, dann wäre wenige Wochen nach Beginn die gesamte Geschichte eingestellt worden.”
Brunnen, Straßen und ein Königinnen-Grab
So aber graben sie weiter und finden nicht nur viele Reste des alten Domes. Es kommt die ganze 2000-jährige Geschichte dieses Hügels am Rheinufer zu Tage, auf dem heute der Kölner Dom steht: Ein Brunnen aus der Römerzeit, römische Straßenreste inklusive Gully und an mehreren Stellen Kanäle einer Heißluft-Fußbodenheizung dieser Zeit. Außerdem aus dem sechsten Jahrhundert das unberührte Grab einer Königin, inklusive Goldschmuck! Gefunden 1959, als sich der kleine Unfall eines Archäologen erneut als großer Glücksfall erweist, erzählt Ruth Stinnesbeck: „Dieser Mann, der ist dann plötzlich da im Boden eingebrochen. Und die Legende sagt, er hätte sich umgeguckt und gemeint ‚Mein Gott ich stehe hier in lauter Gold.‘ Fakt war, der war durch puren Zufall in ein fränkisches Plattengrab hineingefallen. Ein Grab, das wir heute der Königin Wisigarde zuordnen, mit recht großer Wahrscheinlichkeit.“
Führung durch die Welt unterm Dom
Um all das nicht wieder zuschütten zu müssen, haben sie dem Dom dann nach und nach einen flächendeckenden Betonfußboden eingezogen. Darunter wurde mehr 50 Jahre lang weitergegraben, bis 1997. Seitdem wurde dann Stück für Stück schonend begehbar gemacht und mit kleinen, farbigen Hütchen markiert, je älter, desto dunkler. Alles beleuchtet mit zig hübschen Lampenschirmen, die oben im Dom vor ein paar Jahren ausgemustert worden waren. Wer die Grabung und die mächtigen Fundamentpfeiler des Domes mal mit eigenen Augen sehen möchte, kann hier eine Führung buchen.