Bühne frei für die OldstarsSenioren werden Musicalstars: Essener Kalenderprojekt sorgt für unvergessliche Momente
Ein Kalenderprojekt in Essen stellt Senioren in den Mittelpunkt – und macht sie zu Musicalfiguren. Mit Kostüm, Maske und viel Herz zeigen die Teilnehmer, wie viel Kreativität und Lebensfreude auch im Alter möglich ist.
Maskerade und Musical-Magie
Was für ein Theater – genauer gesagt: ein Musiktheater! In Essen verwandeln sich Senioren in bekannte Musicalfiguren. Fotografiert werden sie für einen Kalender, der inzwischen schon zum elften Mal erscheint. Dieses Jahr stehen „Starlight Express“, „Die Schöne und das Biest“ und Co. im Mittelpunkt. Bevor es losgeht, heißt es für alle: ab in die Maske. Doch das neue Ich ist nicht jedem sofort vertraut. „Och, ehrlich gesagt, früher fand ich mich besser vorher“, meint der 69-jährige Uwe Jahns. Für Monika Schönfisch (77) ist das Ganze „gewöhnungsbedürftig“. Und Gisela Matern (82) findet es „ein bisschen ungewöhnlich – vor allem in meinem Alter. Aber ansonsten macht es Spaß!“
Von Filmstars zu Musicalhelden
Die Fotomodelle stammen aus verschiedenen Pflegeeinrichtungen im Ruhrgebiet, die alle zum gleichen Träger gehören. Vor elf Jahren begann das Projekt mit einem Kalender, der die Senioren als Filmstars zeigte. Warum diesmal Musicals? Katja Grüne von „Contilia Pflege und Betreuung“ erklärt: „Wir hatten einen Bewohner, der nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen konnte. Aber wenn die Musik losging, konnte er mitsingen. Da sieht man die Magie der Musik – und deswegen haben wir gedacht: Das passt zu unseren Senioren!“
Reisen mit Erinnerungswert
Damit die Rollen besonders authentisch wirken, besuchten alle Teilnehmer im Vorfeld eine Musicalaufführung. Für Sigrid Keins war die Fahrt nach München zu „Die Schöne und das Biest“ ein unvergesslicher Moment: „Da hatte ich ja das Glück, dass man auf einem kleinen Umweg noch meine Schwester mitnehmen konnte, die ich jahrelang nicht gesehen habe. Wir werden uns wohl nie mehr wiedersehen, weil wir das nicht mehr gesundheitlich schaffen – das war ein Highlight in meinem Leben.“
Ehrliche Gesichter vor der Kamera
Für die Fotos sorgt Christian Deutscher. Der Fotograf ist normalerweise mit professionellen Models unterwegs – und genießt die Arbeit mit den Senioren: „Von unseren Akteuren kriegen wir ehrliche, nicht gespielte und manchmal überraschend gute Gesichter.“ Die Produktionskosten für das Projekt liegen bei rund 4500 Euro, hinzu kommen Ausgaben für Reisen und Eintrittskarten. Finanziert wird das Ganze gemeinschaftlich von den beteiligten Einrichtungen.
Ein Kalender als Geschenk
Trotz der vielen Menschen am Set ziehen die Mitwirkenden ein positives Fazit: „Ich blende die Leute aus und guck meiner Partnerin ins Auge. Die hat nämlich schöne Augen.“ Ein anderer Senior sagt: „Ich kann nur jedem empfehlen, so was mitzumachen.“ Und eine weitere Stimme fasst zusammen: „Einmaliges Erlebnis!“ Der fertige Kalender wird nicht verkauft, sondern verschenkt – an Angehörige, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Senioren selbst. Eine bleibende Erinnerung an einen besonderen Tag im Rampenlicht.