Jeder fünfte Sechs- bis Zehnjährige kann nicht schwimmenSchwimmschule in Gütersloh – wie private Anbieter die Lücke füllen

von Niklas Bönsch

In Gütersloh lernen Kinder ab vier Jahren bei der Schwimmschule Flipper schwimmen. Auch Sofia ist dabei und freut sich über ihr Seepferdchen. Ihr Vater fand online das Angebot, nachdem die DLRG-Warteliste zu lang war. Die Schwimmschule wurde spontan von zwei Freunden gegründet. Trotz höherer Preise ist die Nachfrage groß, denn viele Kinder können nicht schwimmen.

Sofia macht das Seepferdchen

In Gütersloh lernen Kinder ab vier Jahren das Schwimmen – darunter die kleine Sofia. Sie ist nicht die Einzige, die sich freut, das Seepferdchen machen zu können. Auch ihre Eltern sind glücklich. Ursprünglich wollte Vater Sargon Bulun seine Tochter bei einem Kurs der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) anmelden. Doch es gibt ein Problem. „Da waren wir auf einer Warteliste. Hat ziemlich lange gedauert. Dann kam das Angebot von der Schwimmschule Flipper. Ich habe das Ganze online gesehen, wir haben uns angemeldet und dann ging es schon ratzfatz los“, erklärt der 33-Jährige.

Spontane Idee wird zur Erfolgsstory

Die Schwimmschule Flipper in NRW ist keine gewöhnliche Institution. Sie wurde von den Freunden Daniel Kowollik und Jonas Benjamin ins Leben gerufen. Der Impuls kam, als Kowollik beim Geburtstag seines Patenkindes hörte, wie sich seine Tante über lange Wartelisten bei Schwimmkursen ärgerte. „Ich war selber damals auch bei der DLRG ehrenamtlich und da habe ich mir gedacht in dem Moment, das kann ich auch selber“, erinnert er sich an den Moment, der den Anstoß gab.

Er holte sich seinen Kumpel Jonas Benjamin ins Boot und gemeinsam starteten die beiden im vergangenen Jahr ihre eigene Schwimmschule in Gütersloh. Inzwischen sind sie auch in mehreren anderen Städten in Nordrhein-Westfalen aktiv.

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Schwimmen als wichtige Lebenskompetenz

Jeder fünfte Sechs- bis Zehnjährige kann nicht schwimmen. Ein Problem, das immer wieder auftritt, da nicht alle Grundschulen Schwimmunterricht anbieten können – entweder fehlen die geeigneten Bäder oder das Personal. Darüber hinaus sind Schwimmkurse oft ausgebucht, was für viele Familien eine frustrierende Erfahrung darstellt.

Die Rettungsschwimmer der DLRG haben für NRW und das Jahr 2024 Bilanz gezogen. (Archivbild)
Weiterhin können viele Kinder nicht schwimmen.
Christoph Reichwein/dpa

Deshalb steht die DLRG, eine gemeinnützige Organisation, kommerziellen Anbietern wie der Schwimmschule Flipper grundsätzlich positiv gegenüber. „Es ist wichtig, dass unsere Kinder schwimmen lernen – auf die andere Art und Weise. Es ist immer nur wichtig, dass die Geschäftsideen so ausgelegt sind, dass sie es nicht unbedingt nur rein profitorientiert sind. Sie sollen auch Hintergrund haben, dass die Kinder nachher wirklich schwimmen lernen können“, betont Andreas Burger, Ausbildungsleiter der DLRG Nordrhein.

Hoher Preis, hohe Nachfrage

Tatsächlich ist der Preis bei der Schwimmschule Flipper im Vergleich zur DLRG deutlich höher. Ein Kurs bei der DLRG in Gütersloh kostet 115 Euro für zwölf Stunden Wasserzeit, während der Kurs bei Flipper für vier Stunden 150 Euro beträgt. Für viele Eltern ist dieser Preis jedoch eine Investition, die sie gerne eingehen, um ihren Kindern die Fähigkeit zu geben, sicher im Wasser zu sein.