Blick hinter die KulissenRenntag auf Galopprennbahn in Köln - SO bereitet sich Sibylle Vogt vor

Seit mehr als 125 Jahren gibt es in Köln Galopprennen. Der Pferderennsport fasziniert die Menschen über Generationen. Es geht um Tempo, Taktik, Tradition, aber auch ganz viel Training.

Sibylle Vogt ist seit 13 Jahren Jockey

Wenn die Tore der Startbox sich öffnen, zählt nur noch eins: Geschwindigkeit. Die Herzen von Mensch und Tier schlagen im Galopp. Sybille Vogt kämpft sich nach vorne - als weiblicher Jockey. In einem Beruf, der von Männern dominiert ist. Aber hinter ihrem Traum steckt hartes Training.

6:30 Uhr auf der Galopprennbahn in Köln-Weidenpesch: Mit einer Fläche von rund 80 Fußballfeldern ist es das größte Trainingszentrum Deutschlands. Fast 330 Pferde sind auf der Anlage zu Hause und sozusagen auch Sibylle Vogt. Die 30-Jährige liebt den Rausch der Rennen .Gegen 7 Uhr findet das erste Training mit dem ersten Pferd statt. Vorher wird es geputzt, gesattelt und kurz warm geritten. Dann geht es auf die Rennbahn. Für Sibylle Vogt ein Gefühl von Freiheit. Kurz vor dem Renntag gehen die Tiere nicht ganz ans Limit. Es wird ungefähr mit 80 Prozent Leistung trainiert. Nassgeschwitzt geht es im Anschluss in die Mannschaftsdusche. Für manche steht noch Solarium und Solebad auf dem Programm. Das entspannt die Muskeln und befreit die Atemwege. Für den großen Renntag müssen die Pferde auch noch zur Pediküre, bekommen also neue Hufeisen. Seit drei Jahren ist Sibylle Vogt als Jockey am Stall Asterblüte in Köln angestellt. Dort sind knapp 90 Pferde, die alle täglich bewegt werden müssen. Deswegen trainiert die Reiterin jede Stunde ein anderes Pferd - bis mittags.

Renntag lockt tausende Zuschauer

7.500 Zuschauer sind am Sonntag (04.05.) auf die Galopprennbahn gekommen. Wo Adrenalin auf Tradition trifft. Sibylle Vogt ist für alle acht Rennen angemeldet. Immer mit einem anderen Pferd. Deswegen muss sie sich als Jockey schnell auf verschiedene Tiere einstellen können. Ihr Ziel: Mindestens drei Rennen zu gewinnen.

Vor und nach jedem Rennen müssen sich die Jockeys wiegen - mit Klamotten und Sattel. So wird kontrolliert, ob sie auf das angegebene Gewicht kommen. Das liegt meistens zwischen 50 und 60 Kilo und muss in den Rennen bei allen relativ gleich sein. Wer wesentlich leichter ist, würde sich einen Vorteil verschaffen. Mit dem Gewicht werden aber auch Leistungsunterschiede zwischen den Pferden ausgeglichen. Mit Bleiplatten wird das gegebenenfalls angepasst. Dann werden die Tiere im Führring präsentiert. Dort können Besucher sich ein Pferd aussuchen, auf das sie wetten wollen. Fürs Wetten gibt es aber auch Kritik. Stichpunkt: Suchtgefahr. Und auch Tierschützer kritisieren das Wohl der Pferde. Das Verletzungsrisiko sei hoch. Im schlimmsten Fall müssen die Tiere eingeschläfert werden. Das ist auch in Köln schon passiert.

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Sibylle Vogt gewinnt zwei von acht Rennen

Das wichtigste Rennen des Tages ist das „Karin Baronin von Ullmann - Schwarzgold-Rennen“. Dort treten zehn Stuten im Alter von drei Jahren gegeneinander an. Das Preisgeld liegt bei 70.000 Euro. Bei einem Sieg bekommen die Jockeys übrigens zehn Prozent ab. Fünf Prozent gehen an den Trainer und ein Prozent an den Stall. Den Rest bekommt der Besitzer des Pferdes. Jedes Tier, das gewinnt, bekommt eine Dopingprobe entnommen. Sibylle Vogt durfte sich aussuchen, welche Stute sie reitet. Sie entscheidet sich für Nicoreni und setzt damit aufs falsche Pferd. Denn am Ende gewinnt ihr Kollege mit Santagada - ihrer zweiten Wahl. Insgesamt hat Sibylle Vogt in zwei Rennen die Nase vorne. Aber der nächste Renntag kommt: Am 18. Mai. Wenn ihr dann auch mal in die Welt des Pferdesports eintauchen wollt: Tickets für Erwachsene gibt es ab 16 Euro.