Trost auf vier HufenPonys zu Besuch im Hospiz – kleine Tiere mit großer Wirkung

Außergewöhnlicher Besuch für die Bewohner des Wuppertaler Hospizes: Die Therapieponys Jay, John-Boy und Lion sollen den Menschen in ihrer letzten Lebensphase ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, Trost und Freude spenden.

Eine tierische Überraschung

„Hallo zusammen“, ruft Carola Weidemann, als sie den Gemeinschaftsraum des Hospiz‘ betritt. Neben ihr traben drei winzige Pferde, sogenannte Miniatur-Ponys. Ingrid Westig staunt nicht schlecht, als die Ponybande plötzlich vor ihr steht: „Die sind ja sowas von lieb und so klein!“ Ihre Augen strahlen. Die Ponys wecken Erinnerungen. „Wir haben auch Tiere gehabt: Hasen, Hühner und Kamerunschafe. Das ist das, was man früher im Leben hatte, was normal war. Das kommt auf einmal wieder zurück. Das ist wunderschön“, erzählt die 83-Jährige gerührt.

Letzte Lebenszeit so schön wie möglich gestalten

Die Miniatur-Ponys sind zu Besuch im Christlichen Hospiz Wuppertal-Niederberg - eine stationäre Einrichtung für pflegebedürftige Menschen, die nur noch Wochen oder Tage zu leben haben. Diese letzte Lebensphase soll so schön wie möglich gestaltet werden. „Wir wollen unseren Gästen einen würdevollen Abschied, eine gute Sterbebegleitung gewähren“, erklärt Hospizleiterin Jennifer Thielen. Tiere spielen dabei eine wichtige Rolle. Für viele Menschen sind oder waren sie ein wichtiger Bestandteil im Leben. Die Ponys sind deshalb schon zum dritten Mal zu Besuch im Wuppertaler Hospiz. Eine Begegnung ist Jennifer Thielen besonders in Erinnerung geblieben. „Eine Dame hat die Ponys direkt gerochen. Sie hatte sie noch nicht gesehen und schon Tränen in den Augen gehabt, weil sie einen kleinen Hof hatte und ihr Leben lang geritten ist. Solche Momente sind dann auch für mich sehr emotional“, erzählt die 38-Jährige.

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Kuscheln, füttern und spazieren

Auch dieses Mal sind die Gäste begeistert von dem eher ungewöhnlichen Besuch. „Es ist etwas ganz anderes als immer nur im Zimmer zu sein, als hätte man einen Ausflug gemacht“, freut sich Ingrid Westig. Auch Manfred Fränzel, der ihr gegenübersitzt, ist entzückt vom zotteligen Besuch: „Das bringt Leben. Tiere bringen Leben!“ Im Foyer, das wegen der zahlreichen Fenster auch „Halle Lichts“ genannt wird, können die Gäste den Ponys ganz nah sein: mit ihnen kuscheln, sie füttern und spazieren fahren. Sie sehen glücklich aus.

Ponys ziehen von Zimmer zu Zimmer

Zwölf Gäste wohnen im Hospiz. Einige von ihnen sind zu schwach, um ihr Bett zu verlassen. Doch auch sie werden nicht vergessen: Die Pony-Bande zieht immer wieder von Zimmer zu Zimmer – und stattet auch den Gästen einen Besuch ab, die nicht in die „Halle des Lichts“ kommen können. Dank ihrer Größe passen Jay, John-Boy und Lion sogar in den Fahrstuhl. Die Miniatur-Ponys sind aber nicht nur winzig klein, sondern vor allem auch ruhig, zahm und total verschmust. Carola Weidemann hat sie über mehrere Jahre zu Therapie-Ponys ausgebildet. Die wichtigste Voraussetzung: Freude und Neugierde am Menschen. „Sie sind sehr intelligent und sie haben besondere Fähigkeiten, die Situationen richtig einzuschätzen und die Bedürfnisse des Menschen zu akzeptieren“, erklärt sie.

Auch Angehörige finden Trost im Hospiz

14 Ponys wohnen derzeit auf Carola Weidemanns Hof in Breckerfeld. Je nachdem, wie viele von ihnen im Einsatz sind, kostet ein Besuch zwischen 250 und 500 Euro. Für die Reitlehrerin sind ihre Ponys aber unbezahlbar – wahre Seelenöffner. „Sie sind unheimlich sensibel, sehr feinfühlig und können den Menschen tief ins Herzen blicken. Sie haben die ganz besondere Fähigkeit, auf emotionale Energiewellen einzugehen.“ Das merkt man auch in Wuppertal. Nicht nur bei den Gästen, sondern auch bei deren Angehörigen. Karin Spier hat vergangenes Jahr ihren Mann verloren. Auch er verbrachte seine letzte Lebenszeit im Wuppertaler Hospiz. Seitdem kommt Karin Spier regelmäßig zurück. „Auch wir Angehörigen brauchen ganz viel Trost“, erklärt sie und zündet eine Kerze für ihren Mann an. Sie ist sich sicher: Auch ihm hätten die Ponys viel Freude bereitet. Kleine Tiere, große Wirkung.