High-Tech Hilfe Paderborn/Lippstadt ist Vorreiter
Wer am Flughafen arbeitet, weiß: Koffer verladen ist Schwerstarbeit. Bis zu sechs Mal wird jedes Gepäckstück von Hand bewegt – oft in gebückter Haltung, im engen Flugzeugbauch. Das geht auf Rücken und Gelenke. Am Flughafen Paderborn/Lippstadt gibt es jetzt eine innovative Lösung: Ein Exoskelett soll den Arbeitsalltag der Gepäckverlader revolutionieren.
Exoskelett als Rückenretter
Seit März setzt der Flughafen Paderborn/Lippstadt als erster Airport in Deutschland (laut eigener Aussage) ein Exoskelett im Regelbetrieb ein. Entwickelt wurde das Modell „IX BACK AIR“ von SUITX by Ottobock. Das rund drei Kilogramm leichte Gerüst wird außen am Körper getragen und unterstützt gezielt Rücken und Gelenke beim Heben und Stapeln der Koffer. Die Technologie funktioniert mechanisch, ganz ohne Batterie, und kann in weniger als 20 Sekunden an- oder abgelegt werden.
Betriebsleiter Markus Dransmann hebt seit 13 Jahren Koffer am Flughafen. Für ihn die größte Entlastung: „Natürlich der Rücken .Deswegen stehe ich auch voll und ganz hinter dieser ganzen Geschichte mit dem Exoskelett und war natürlich auch sofort begeistert. Ich habe das einmal angelegt und so eine Kiste Wasser hochgenommen . Und da habe ich schon gemerkt , okay , das ist gut für den Rücken.”
Messbare Entlastung und weniger Beschwerden
Das Exoskelett wurde im Herbst 2024 sechs Wochen lang getestet. Sensoren maßen die Belastung der Wirbelsäule, Mitarbeiter wurden befragt. Das Ergebnis: Die kritische Bandscheiben-Belastung in der Lendenwirbelsäule sank von 87 Prozent auf 22 Prozent. Die Maximalbelastung ging um 12 Prozent zurück. Auch die Zahl der Mitarbeiter mit Rückenbeschwerden reduzierte sich deutlich. Für Dransmann und seine Kollegen bedeutet das: weniger Schmerzen, weniger Ausfälle – und die Aussicht, den Job länger gesund ausüben zu können. Auch Geschäftsführer Roland Hüser ist die Gesundheit seiner Mitarbeiter am Flughafen Paderborn/Lippstadt wichtig. Er unterstützt innovative Maßnahmen und möchte die Flugzeugbelader mit dem neuen Exoskelett entlasten und weiterhin motivieren.
Vorbild für andere Flughäfen und Branchen
Noch ist das Exoskelett in Paderborn ein Einzelstück, denn die Anschaffungskosten liegen im hohen vierstelligen Bereich. Doch die Vorteile sind überzeugend: Weniger Rückenschmerzen, höhere Mitarbeiterzufriedenheit und geringere Ausfallzeiten. Immer mehr Flughäfen in Deutschland und weltweit testen ähnliche Systeme. Auch in anderen Branchen, etwa Bau, Logistik oder Industrie, werden Exoskelette bereits eingesetzt, um körperlich schwere Arbeit zu erleichtern und die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen. Beispielsweise im medizinischen Sektor, um das Laufen wieder zu erlernen oder Arbeiten über Kopf länger zu unterstützen. Der Flughafen Paderborn/Lippstadt nimmt mit dem Exoskelett eine Vorreiterrolle ein – und zeigt, wie moderne Technik den Arbeitsalltag nachhaltig verändern kann.