Verwahrlost, verlassen, abgestellt.

Neues Konzept gegen herrenlose Einkaufswagen in Gelsenkirchen

Es ist ein trostloses und leider immer wiederkehrendes Bild in Gelsenkirchen. Einsame Einkaufswagen am Straßenrand. Dagegen geht die Stadt jetzt vor. Die Entsorgungsbetriebe Gelsendienste sammeln herumstehende Einkaufswagen ein, lagern sie bei sich auf dem Hof und fordern die Händler auf, sie abzuholen. Das kostet allerdings eine Gebühr.

Mit einer App können Anwohner wilde Wagen melden. Die Entsorgungsbetriebe der Stadt sammeln sie dann ein und lagern sie, bis die entsprechenden Supermärkte sie abholen. Aber nicht einfach so, sondern gegen eine Gebühr in Höhe von 120 Euro pro Wagen.

400 Einkaufswagen bislang gelagert

Heißt im Klartext: 120 Euro fürs Hinfahren, Fotografieren und Etikettieren, Abholen, Dokumentieren und Lagern. So der Entsorger. Ein neuer Einkaufswagen kostet übrigens zwischen 100 und 250 Euro - je nach Ausstattung. Gebrauchte gibt’s schon ab 60 Euro. In Gelsenkirchen wurden seit dem 1. August knapp 400 rollende Einkaufskörbe eingesammelt. Den einzelnen Filialen zuordnen lassen sich die Modelle in der Regel über optische Merkmale. Klappt das nicht, kontaktieren die Entsorger die Regionalbüros der Märkte. Abgeholt wurde aber bis Anfang September noch kein einziger.

Vor unserer Kamera wollten sich drei große Supermarktketten zu dem Problem der wilden Wagen nicht äußern. Schriftlich heißt es von der Rewe Group dazu: „Bezüglich des neuen Verfahrens stehen wir im Austausch mit der Stadt Gelsenkirchen und haben in betroffenen Märkten unterschiedliche Maßnahmen eingeleitet, zum Beispiel die Installation von elektronischen Barrieren im Boden, die ein Weiterfahren des Einkaufswagens verhindern.”.

Vorbild Bergkamen

Neu sind solche Systeme nicht. Viele Supermärkte greifen zu Wegfahrsperren oder Pollern an Parkplätzen. Aber eben nicht flächendeckend. Noch hoffen die Gelsendienste auf ein Einlenken der Händler. Kommt aber weiter keine Rückmeldung, rollen die Wagen direkt zur Verschrottung – für zusätzliche 30 Euro pro Stück. Die Gesamt-Kosten würden im Zweifel eingeklagt.
Übrigens: Als Vorbild für das Konzept dient die Ruhrgebietsstadt Bergkamen. Seit Einführung 2021 gäbe es dort deutlich weniger wilde Wagen auf den Straßen. Auch, weil seitdem immer mehr Händler eigene Maßnahmen wie Wegfahrsperren eingeführt haben.