Sabotage legt Bahn lahm – neue Chefin und Strategie im FokusNach Angriff auf Stellwerk: Bahnstrecke Köln–Düsseldorf gesperrt – Konzern kündigt Neustart und mehr Qualität an

Nach einer Sabotage am Stellwerk zwischen Köln und Düsseldorf stehen Pendler am Montag (22.09.) vor vollen Bahnsteigen und ausgefallenen Zügen. Während die Bahn auf akute Störungen reagieren muss, kündigt die neue Chefin gleichzeitig einen umfassenden Reformkurs und mehr Qualität für die Fahrgäste an. Der Konzern steht damit vor der Herausforderung, Sicherheit und Service nachhaltig zu verbessern.
Kabel mit Trennschleifer durchtrennt
Pendler in NRW mussten am Montagmorgen (22.09.) starke Nerven beweisen: Die wichtige Bahnstrecke zwischen Köln und Düsseldorf war gesperrt. Grund war ein kaputtes Stellwerk. Laut Polizei hatten Unbekannte Kabel mit einem Trennschleifer beschädigt. Die Ermittler gehen von Sabotage aus – und schließen auch einen politisch motivierten Hintergrund nicht aus. Erinnerungen werden wach: Ende Juli hatten gleich zwei Kabelbrände zwischen Düsseldorf und Duisburg für Chaos gesorgt. Im Internet bekannte sich eine linksextremistische Gruppe zu den Taten.
Verkehrsminister verspricht Besserung
Während die Pendler in NRW warten mussten, stellte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) in Berlin seine Bahn-Strategie vor. Er versprach mehr Sicherheit, Sauberkeit – und im Fernverkehr bis 2029 eine Pünktlichkeitsquote von mindestens 70 Prozent. Das ursprüngliche Ziel wurde damit um drei Jahre nach hinten verschoben. „Die Bahn ist in einem schlechten Zustand. Wir werden in den nächsten Jahren viele Milliarden Euro in ein besseres Schienennetz investieren“, so Schnieder.
Neue Chefin für die Bahn

Auch an der Konzernspitze soll ein Neuanfang gelingen. Evelyn Palla, bisher im Vorstand für den Regionalverkehr, soll neue Bahnchefin werden. Sie kündigt an: „Ab sofort gilt: Qualität ist Chefinnensache. Die Zufriedenheit unserer Fahrgäste steht über allem.“ Palla bringt Erfahrung von den Österreichischen Bundesbahnen mit – und besitzt sogar einen Lokführerschein. Der Vorstand wird künftig von acht auf sechs Mitglieder verkleinert.
Kritik aus NRW und von der Gewerkschaft
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) fordert, dass die großen Ankündigungen auch im Alltag spürbar werden: „Wir erwarten klare, verlässliche Rahmenbedingungen vom Bund mit langfristiger Finanzierung, weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung.“ Doch noch bevor die neue Chefin startet, gibt es Streit: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will ihre Zustimmung im Aufsichtsrat verweigern – wegen einer weiteren Personalentscheidung im Konzern. Auch die Bahn-Strategie Schnieders ist innerhalb der Bundesregierung noch nicht abgestimmt. Bis sich Reisende in NRW wirklich auf verlässlichere Züge verlassen können, dürfte es also dauern.