Schon Rosenduft kann tödlich seinMultiple Chemikalien Sensitivität (MCS) - Seltene Geruchskrankheit

Farben und Lacke, Rasierwasser und Parfüme, die meisten Waschmittel und Weichspüler – für die 31-jährige Liane Wagner aus Herford ist das alles gefährlich. Künstliche oder natürliche Gerüche - selbst der Duft einer Himbeertorte im Auto hat sie zum Beispiel mal ins Krankenhaus gebracht. Plötzlich wurde ihr rasend schnell schlecht erzählt sie:
„Es kann von jetzt auf gleich sein, dass ich nicht mehr sprechen kann. Und das unterstreicht auch die Notwendigkeit der Anwesenheit meines Mannes. Das heißt, es könnte halt im Notfall sein, dass ich kein Hilferuf mehr absetzen kann. Zum Beispiel. Der Kreislauf bricht zusammen. Der Blutdruck sackt ab, die Herzfrequenz schießt erst hoch, versucht das natürlich zu kompensieren, aber fällt dann auch irgendwann runter. Ja, und dann wird es natürlich lebensgefährlich.”
Das führt zu einem extrem isolierten Leben zu Hause. Ohne ihren Ehemann wäre das gar nicht möglich. Nur er verlässt das Haus, etwa für kurze Einkäufe. Länger lässt der IT-Berater seine Frau nicht alleine. Seinen Job macht er komplett im Homeoffice. Liane Wagner ist Ausbilderin für Pflegekräfte. Diesen Beruf kann sie seit mehr als einem Jahr nicht mehr vor Ort ausüben. Damals wurden ihre Unverträglichkeiten immer schlimmer. Bis vergangenen Sommer hat sie noch online-Kurse für ihre Azubis gegeben. Aber auch das geht inzwischen nicht mehr. Denn die Krankheit verursacht auch dauerhafte Symptome, wie Konzentrations- und Muskelschwäche. Deshalb sitzt die 31-Jährige inzwischen auch im Rollstuhl.

Die Forschung beginnt erst

Die Krankheit heißt Multiple Chemikalien Sensitivität (MCS). Es gibt nur wenige Ärzte, die sich damit auskennen. Obwohl es in Deutschland nach Schätzungen mehr als eine halbe Million schwer Betroffene gibt. Fast alles Frauen. Die Umweltmedizinerin und Professorin Claudia Traidl-Hoffmann aus Augsburg forscht zu dem Thema. Auch sie kann die seltene Krankheit noch nicht erklären. Kennt weder die Ursachen noch eine sichere Therapie. Sie macht aber ganz klar deutlich: Es geht hier nicht um ein neues Phänomen. MCS gab es auch schon vor Jahrzehnten. Und es sind körperlich-biologische Fehlfunktionen, nicht etwa psychische Phänomene.
Im Video seht Ihr, inwiefern es jetzt Hoffnung für die Patienten gibt, und was die Wagners davor schützt, zu verzweifeln.