Protest in luftiger HöheMit Heißluftballon und Bläsern – Protest gegen Tagebauseen
Friedlich gleitet der Heißluftballon über den Rhein bei Köln. Aber in ganz so friedlicher Mission ist eine Gruppe sogenannter Aktivisten nicht unterwegs. Blasmusik und Ballonfahrt sind eine Protestaktion gegen den Energieriesen RWE.
Musikalischer Protest in der Luft
„Hört ihr Leut‘ und lasst euch warnen, Kohlen-See droht mit Gefahren”, singt Farina Hasak am Montag (17.02.) in luftiger Höhe. Mit anderen Musikern ist sie in einem Heißluftballon unterwegs, um gegen die Pläne des Energieriesens RWE zu demonstrieren. Die Idee dazu hatte Michael Bergen. Denn RWEs Zukunftspläne stinken für ihn zum Himmel. Mit einem Heißluftballon und einem Protestbanner fährt die Gruppe von Köln aus zur Tagebaukante. Das Plakat wird aktuell im Internet versteigert. Michael Bergen hat die Protestaktion aus eigener Tasche bezahlt. Der Verkauf soll zumindest einen Teil der Kosten decken.
Neues Leben für Tagebau
Ab 2030 soll keine Kohle mehr in NRW abgebaut werden. Ob das am Ende auch so kommt, ist unklar. Klar ist aber, dass aus dem Rheinischen Revier dann ein Naherholungsgebiet mit drei riesigen Seen werden soll. Der Tagebau Hambach muss dafür 40 Jahre lang geflutet werden. Er wäre dann mit einer Fläche von knapp 5.900 Fußballfeldern, der zweitgrößte See Deutschlands. Rund vier Milliarden Kubikmeter Wasser sollen dafür durch eine Pipeline aus dem Rhein gepumpt werden. Gefährlich findet Michael Bergen: „Wir gehen davon aus, dass es nicht genug Wasser im Rhein geben wird, wenn es in 40 Jahren keine Gletscher mehr in den Alpen gibt. Wir werden die Löcher nicht vollkriegen. Und das zweite große Problem ist, dass es zu Grundwasserverschmutzungen führen wird zwischen Köln, Düsseldorf und den Niederlanden. Und zwar über Jahrhunderte.” Anders sieht das der Energieriese. Für RWE ist der Ballon-Protest nichts als heiße Luft. So heißt es schriftlich: „Voruntersuchungen haben gezeigt, dass das Rheinwasser für die Befüllung der Seen grundsätzlich geeignet ist und vielfältige Nutzungen zulassen wird.”
Rhein wird angezapft
120 Badewannen Wasser sollen pro Sekunde künftig aus dem Rhein gepumpt werden, um die Flächen zu fluten. Die Sorge ist groß, dass das Auswirkungen auf den Flusspegel haben könnte. Gerade bei Niedrigwasser, denn das bremst die Schifffahrt besonders im Sommer ohnehin häufig aus. Bei zu niedrigem Wasser dürfen zum Beispiel weniger Schiffe auf dem Rhein unterwegs sein. Auch die Ladung wird dann häufig reduziert. Die Wasserentnahme soll aber kein zusätzliches Problem werden. RWE Power erklärt, dass das Konzept so ausgelegt sei, „dass unterschiedliche Wasserstände des Rheins immer berücksichtigt werden, sodass bei einem niedrigen Wasserpegel auch nur sehr geringe Mengen [...] entnommen werden.”