Rund 250 Nester in der Nähe zu Wohnhäusern, einer Schule und einer Kita
Krähenplage in Pulheim – Anwohner klagen über Lärm, Kot und tote Tiere
In Geyen und Sinthern, zwei Ortsteilen von Pulheim (Rhein-Erft-Kreis), sorgen hunderte Saatkrähen für Ärger. Die Vögel haben rund 250 Nester in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern, einer Schule und einer Kita gebaut.
Krähenlärm und Kot belasten den Alltag
Viele Anwohner fühlen sich durch Lärm, Dreck und Gesundheitsrisiken massiv gestört. „Es ist schon heftig. Morgens um 5 Uhr fängt das an, abends um 9 Uhr hört das auf - den ganzen Tag. Es wird alles vollgekackt: Es gibt tote Tiere, das Haus wird bekackt, die Autos beschissen. Es ist ganz schlimm, vor allem nervlich“, berichtet Anwohnerin Ingrid Fritsch. Sie lebt seit 20 Jahren in der Gegend.
Hygieneprobleme und Frust bei Familien
Neben dem Lärm sorgt vor allem der Vogelkot für Probleme. Natalie Richterist Mutter eines Sohnes. Sie erzählt: „Alle Anwohner müssen hier mindestens zehn Minuten früher aufstehen, damit die Scheiben sauber sind. Wir wischen drei-, viermal die Woche die Autos, weil einfach alles vollgeschissen ist.“ Vogelkot kann Keime und Krankheitserreger enthalten – eine Gefahr besonders für Kinder. Familienvater Oliver Donath macht sich Sorgen: „Muss erst ein Kind krank werden, weil es was in den Mund nimmt oder mit einer toten Krähe spielt? Es ist eine Schande, dass wir uns darüber überhaupt unterhalten müssen.“
Stadt verweist auf Artenschutz
In anderen Städten wie Soest wird bereits versucht, mit dem Problem umzugehen – dort dürfen ungebrütete Eier aus Nestern entfernt werden. In Pulheim fordert der Bürgerverein pragmatische Lösungen. Birgit Liste-Partsch sagt: „Es fehlt an Rückzugsorten für die Vögel. Es braucht Bäume außerhalb der Wohnbebauung, auf dem freien Feld – mit Lockangeboten, damit die Krähen auch dorthin gehen.“ Doch einfache Lösungen gibt es kaum: Saatkrähen stehen unter strengem Artenschutz. Die Stadt Pulheim betont, sie nehme die Belastung ernst. Eine Umsiedlung sei aber kaum möglich, weil die Tiere standorttreu sind und neue Wohngebiete besiedeln könnten.
Viele fühlen sich allein gelassen
Natalie Richter meint: „Ich weiß nicht, wie viele Gutachten wir schon erstellt haben. Es tut sich überhaupt nichts. Wir schreiben und schreiben, aber es kommt nichts zurück. Die Geduld ist am Ende und die Nerven auch - vor allem bei den Kindern.“ Ende des Monats will sich der Umweltausschuss der Stadt erneut mit dem Thema befassen. Für viele Familien in Pulheim ist das aber längst zu spät. Bis es eine Lösung gibt, heißt es: Fenster zu, Autos putzen – und durchhalten.