Düsseldorfs bekanntester WagenbauerJacques Tilly bekommt eigene Ausstellung

Kurz vor der Pressekonferenz legt Jacques Tilly noch einmal selbst Hand an – an der ersten großen Ausstellung, die sein Lebenswerk zeigt. Aber keine Sorge: Solange er atmet, will der Düsseldorfer Wagenbauer weiter Entwürfe machen. Eine kreative Leichtigkeit ist das allerdings nicht. „Zuerst fällt einem natürlich nur durchschnittlicher Mist ein und dann leidet man und dann kämpft man und ist unzufrieden und isst nicht mehr und redet nicht mehr mit den Leuten, weil die Idee in einem arbeitet, die vielleicht nicht kommt. Schwere Geburt, das sind immer harte Tage“, beschreibt er den kreativen Prozess.

Von der ersten Skizze bis zur Zerstörung

Monatelang arbeiten Tilly und sein Team an den satirischen Wagen, die jedes Jahr für weltweite Schlagzeilen sorgen. „Top Secret“ versteht sich – bis zum Rosenmontag. Erst dann wird das große Geheimnis gelüftet. Besonders gerne nimmt der Künstler die Mächtigen ins Visier: Kanzler Scholz, Wirtschaftsminister Habeck oder Ex-US-Präsident Trump – niemand ist vor seinem Spott sicher. Doch nach dem Karneval sind die Figuren meist schnell Geschichte. „Das war Kunst und kann weg!“ – so lautet das ungeschriebene Motto, wenn die Werke kurz nach dem Umzug wieder zerstört werden. Da ist es nur logisch, dass im Düsseldorfer Stadtmuseum vor allem Fotos, Miniaturen und seltene Einblicke in Tillys Kindheit zu sehen sind. Bereits als kleiner Junge war er ein kreativer Kopf. „Meine Eltern waren ganz erstaunt über die Schaffenskraft und die Energie, die ich hatte, schon als Kleinkind und haben mich immer wieder mit Farben und Papieren und allen möglichen Bastelzeug versorgt. Und das hat sich bis heute eigentlich durchgezogen“, erinnert er sich.

Satire mit Biss – und Konsequenzen

Insgesamt 500 Exponate hat Museumsdirektorin Susanne Anna gemeinsam mit Tilly ausgewählt. Eine besondere Erfahrung, sagt sie: „Wie ein so lieber, integrer Mensch diese Apokalypse des Planeten in einer Bösartigkeit, seines Sarkasmus und seiner Satire zeigen kann, das hat mich sehr erstaunt.“ Die Düsseldorfer Narren sind stolz auf ihren Wagenbauer. Lothar Hörning vom Comitee Düsseldorfer Carneval lobt seine Kreationen: „Sie haben sehr, sehr viel Farbe. Sie bringen also ganz viel Emotionen raus aus den Personen, die sie darstellen und natürlich auch immer die Schärfe und die Kritik, die wir im Rosenmontag geben, um der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten.“ Ob Klimakrise, Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche oder islamistischer Terror – Tillys Motive sind scharf und politisch. Das sorgt nicht nur für Applaus, sondern auch für Hasskommentare und Drohungen. Doch der Künstler bleibt gelassen: „Das kriege ich natürlich auch ab. Jede Menge Shitstorms nach Wagen, gerade zum Thema Rechtsextremismus. Da sind auch Morddrohungen dabei. Aber mir macht das nichts. Ich sage dann einfach nur: Gut gearbeitet, würde ich sagen. Also eine schöne Bestätigung.“ Wer Tillys kleine und große Kreationen live sehen möchte: Die Ausstellung öffnet am Sonntag und läuft bis Mitte August. Der Eintritt kostet in der Regel vier Euro. Von Dienstag bis Samstag zwischen 17 und 18 Uhr ist er frei. Das gleiche gilt für Sonntage.