Pläne zur Reform der Krankenkassen

Droht bald die Arzt-Gebühr? Kritik an neuen Spar-Ideen im Gesundheitswesen

Steigende Kosten und ein drohendes Milliarden-Defizit setzen die gesetzlichen Krankenkassen unter Druck. Nun werden höhere Eigenbeteiligungen und neue Sparmaßnahmen diskutiert.

Experten fordern höhere Eigenbeteiligung – Bürger alarmiert

Krankenkassen am Limit: Um das Milliardenloch bei den gesetzlichen Krankenversicherungen zu stopfen, werden drastische Sparmaßnahmen diskutiert. Patienten könnten demnach bald deutlich stärker zur Kasse gebeten werden – etwa durch höhere Zuzahlungen für Medikamente, Klinikaufenthalte oder sogar zusätzliche Gebühren für Arztbesuche. Die Vorschläge sorgen bei vielen Menschen in Köln für Empörung. „Es gibt ja auch Rentner, die wirklich an der Armutsgrenze liegen. Für die finde ich das sehr, sehr schlimm“, sagt eine Passantin. Andere befürchten, medizinische Versorgung könnte künftig vom Geldbeutel abhängen. „Je nachdem, wie viel Geld man zur Verfügung hat, überlegt man sich zweimal, ob man zum Arzt geht oder erst recht zur Apotheke“, so eine weitere Stimme.

Milliardendefizit bei Krankenkassen

Hintergrund der aktuellen Diskussion ist ein drohendes Defizit von über zwölf Milliarden Euro im Jahr 2027, so Medienberichte. Die Ausgaben im Gesundheitswesen steigen kontinuierlich – vor allem wegen der alternden Bevölkerung und dem wachsenden Leistungsbedarf. Hinzu kommt: Der Staat zahlt für Bürgergeldempfänger – darunter auch Geflüchtete – nur eine Pauschale in die gesetzlichen Kassen ein. Diese gilt unter Experten als deutlich zu niedrig. Das verschärft die finanzielle Schieflage weiter.

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Gassen: Mehr Eigenbeteiligung bei „Komfortleistungen“

Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, hält eine Reform für dringend nötig – und spricht sich dabei offen für mehr Eigenbeteiligung der Versicherten aus. „Es gibt eine ganze Reihe Leistungen, die durchaus fast schon in den Komfortbereich zu verorten wären, beispielsweise ein besonders schneller Termin bei einer nicht besonders dringlichen Untersuchung“, so Gassen. „All das sind Dinge, wo man auch über Eigenbeteiligungen nachdenken kann.“

NRW-Minister Laumann setzt auf Struktur statt Belastung

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hingegen sieht die Lösung nicht in zusätzlichen Zahlungen für Patienten, sondern in einer besseren Steuerung der vorhandenen Mittel. In einer Stellungnahme betont er: „Das Volumen der Gesundheitsausgaben in Deutschland zeigt, dass Geld genug da ist. Die finanziellen Mittel für das Gesundheitswesen müssen jedoch zielgenauer eingesetzt werden.“

Beitragserhöhung droht – bis zu 22 Euro mehr im Monat

Sollte keine Einigung erzielt werden, droht eine weitere Möglichkeit: eine Erhöhung der Krankenkassenbeiträge. Im Raum steht ein Plus von bis zu 0,8 Prozentpunkten. Für viele bedeutet das: monatliche Mehrkosten von bis zu 22 Euro – abhängig vom Einkommen. Die Menschen auf der Straße fordern unterdessen vor allem eines: faire Lösungen. Oder wie es ein Passant formuliert: „Nicht immer nur nehmen, nehmen, nehmen – sondern vielleicht auch mal was geben.“