Junge Athleten mit Problemen

Deutsche Talentförderung im Sport: Zwischen großen Träumen und harter Realität

von Daniel Pfaender

Im Sport geht es um höher, schneller, weiter. Aber seit Jahren klappt das hierzulande kaum noch. Die deutschen Athleten verlieren immer mehr den Anschluss. Die anderen Nationen rennen davon. Schuld ist zu einem großen Teil die Talentförderung.

Der Traum von Olympia – ein steiniger Weg

Jeannette Spiwoks träumt von den Olympischen Spielen 2028. Die 26-Jährige ist Sportsoldatin und kann sich dadurch voll aufs Schwimmen konzentrieren. Doch bevor sie es bis dahin geschafft hat, war sie auf die Hilfe ihrer Familie angewiesen: „Meine Großeltern, meine Eltern, haben mich da anfangs immer sehr viel unterstützt, auch finanziell.“ Irgendwann kam es dann zu der entscheidenden Frage: „Führe ich den Leistungssport noch so weiter?“

Doch genau solche Zweifel sollten bei vielversprechenden Talenten gar nicht erst aufkommen, meint Sportwissenschaftler Ingo Froböse: „Wir müssen unten fördern, die Spitze hat andere Möglichkeiten.“

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Auch talentierte Schwimmer müssen vieles selbst bezahlen

Fehlende Förderung und hohe Kosten

Die deutsche Sportförderung wird oft erst dann lukrativ, wenn Athleten bereits internationale Erfolge haben. Doch bis dahin tragen viele Nachwuchstalente die Kosten für Trainingslager, Mitgliedsbeiträge und Wettkämpfe selbst – mehrere Tausend Euro pro Jahr. Der 1. Vorstand der SG Essen, Bernhard Gemlau, erklärt: „Die Jugendlichen geben alles, geben ihre komplette Freizeit und dann sollte man eigentlich erwarten, dass sie dafür […] nicht noch viel Geld bezahlen müssen.“

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USA mit fast idealer Sportförderung

Die Sportstiftung NRW unterstützt zwar rund 600 junge Athleten mit 250 Euro monatlich, doch im internationalen Vergleich reicht das nicht aus. In Norwegen oder den USA erhalten Talente neben finanzieller Unterstützung auch Hilfe bei der beruflichen Ausbildung. Cedric Büssing von der SG Essen trainiert und studiert derzeit in Indianapolis. Auf dem Campus hängen Sport und Studium direkt zusammen.

Gesellschaftlicher Druck, fehlende Anerkennung und ein System voller Zufälle

Neben finanzieller Hürden kämpfen deutsche Sportler auch mit gesellschaftlichem Druck. Die Cheftrainerin der SG Essen, Nicole Endruschat, berichtet von Badegästen, die trotz beeindruckender Leistungen enttäuscht sind. Deutschland fehlt es an einem klar strukturierten Fördersystem für Talente. Das Resultat: Viele junge Athleten beenden ihre Karrieren frühzeitig oder suchen bessere Bedingungen im Ausland.