Volksfeste immer teurerCranger Kirmes kostet viel Kohle

Für NRW ist es wohl das größte Volksfest und für den Pott die fünfte Jahreszeit. Die Rede ist von der Cranger Kirmes. Bis zu vier Millionen Besucher strömen in diesen Tagen auf den Festplatz am Rhein-Herne-Kanal. Sie essen, trinken und fahren Achterbahn. Aber all das hat seinen Preis. Einen sehr hohen Preis.

„Fünfte Jahreszeit“

Viele Besucher müssen nicht lange überlegen, an wie vielen der elf Tage sie auf dem Festplatz sind. „Elf!“ ist oft die Antwort. So mancher vergleicht die zum 541. Mal stattfindende Kirmes sogar mit der fünften Jahreszeit im Rheinland.

Tradition trifft Herausforderung

Doch während sich die Besucher ins Getümmel stürzen, halten andere permanent Wache. Kirmes-Chef Tibo Zywietz trägt Verantwortung rund um die Uhr. Seine Aufgabe: Freude ermöglichen und gleichzeitig Sicherheit garantieren. „Wir bringen insgesamt über 400 Meter Sperren auf die Straße und gehören damit zu den bestgesicherten Veranstaltungen in ganz Deutschland,“ so Zywietz.

Sicherheit auf höchstem Niveau – aber eben auch mit hohen Kosten. Die Preise landen am Ende nicht nur bei den Schaustellern, sondern auch bei den Menschen, die einfach nur einen schönen Tag erleben wollen.

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500 Schausteller sind mit ihren Geschäften auf der Kirmes
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Preisanstieg spürbar: Familien passen aufs Portemonnaie auf

Familie Neudenberger aus Herten hat mitgerechnet: „Wir haben 85 € bis jetzt ausgegeben. Und günstig ist es nicht.“ Schnell kommt einiges zusammen – Karussellfahrten, Schokoerdbeeren, Herzhaftes auf die Hand. Schon lange ist die Kirmes kein Schnäppchen mehr. Schausteller wie Louis Oberschelp wollen den Volksfest-Charakter trotzdem bewahren. Können das aber nicht um jeden Preis garantieren: „Wir versuchen, den Fahrpreis familiengerecht zu halten. Aber die Kosten steigen für uns alle immer weiter.“

Politik und Schausteller: Wer trägt die Verantwortung?

Die Diskussion über Preise und Sicherheit ist bei den Schaustellern allgegenwärtig. Denn sie wollen nicht alleine für die Sicherheit auf dem Volksfest zahlen. Die Stadt als Veranstalter wiederum hofft bei den Kosten auf Hilfe von Land und Bund. Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) tauschte sich bei der Eröffnung der Kirmes mit den Schaustellern aus. Konkrete Lösungen hatte er aber nicht parat. „Wir haben, glaube ich, eine gemeinsame Verantwortung, dass das Leben bezahlbar bleibt.“ Wie genau das bei hohen Energiekosten und Mitarbeitermangel funktionieren soll, ist nicht klar. Schausteller-Sprecher Kevin Kratzsch sieht die Volksfeste sogar in Gefahr, sollte die Kostenspirale sich weiter drehen: „Es geht schlicht um das letzte gesellschaftliche Lagerfeuer, was wir noch haben,“ so der Vizepräsident des Deutschen Schaustellerbunds.