Unterschiedliche Mehrwertsteuersätze sorgen für Ärger

Bürokratie statt Brötchen – warum immer mehr Bäcker aufgeben

Die Einbrecher bedienten sich in der Bäckerei. (Symbolbild)
Bürokratie statt Brötchen – warum immer mehr Bäcker aufgeben
Jan Woitas/dpa

Viele Bäcker kämpfen mit übermäßiger Bürokratie und komplizierten Steuerregeln. Auch Stefan Holtkamp aus Essen fühlt sich durch Vorschriften und Kontrollen ausgebremst. Die Politik verspricht Entlastung.

Tradition unter Druck

Für viele ist sie ein Stück Alltag: die Bäckerei an der Ecke, mit frischen Brötchen und heißem Kaffee. Doch hinter der Theke brodelt es. In Essen haben seit März vier Traditionsbäckereien aufgegeben. Auch Bäckermeister Stefan Holtkamp steht unter Druck – obwohl sein Familienbetrieb seit 156 Jahren besteht. Was Holtkamp besonders ärgert: die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze. Ein einfacher Kaffee kostet 19 Prozent Steuer. Kommt Milch dazu, sind es nur noch sieben Prozent – aber nur, wenn es echte Kuhmilch ist. Pflanzliche Alternativen wie Sojadrink zählen nicht. Wer hier den Überblick verliert, riskiert hohe Nachzahlungen.

„Ich bin Bäcker, kein Beamter“

Regelmäßig kontrollieren Testkäufer vom Ordnungsamt die Bäckereien. Ein falscher Bon reicht aus – und es wird teuer. Holtkamp sollte einmal 80.000 Euro Strafe zahlen, weil ein belegtes Brötchen als „außer Haus“ abgerechnet wurde. Nur durch seinen Steuerberater konnte er die Forderung abwehren. Stefan Holtkamp bringt es auf den Punkt: „Ich will backen, nicht verwalten.“ Die Vielzahl an Regeln und Abgaben belasten ihn und viele Kollegen. Auch der Unterschied zwischen Verzehr im Laden (19 Prozent) und zum Mitnehmen (sieben Prozent) sorgt für Chaos an der Kasse.

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Politik verspricht Entlastung

Die Politik zeigt sich einsichtig. CDU-Landtagsabgeordneter und Bäckermeister Matthias Goeken sagt: „Bäcker sollen Freude bringen, nicht mit Behörden kämpfen.“ Ab 2026 soll die Mehrwertsteuer in der Gastronomie dauerhaft auf sieben Prozent gesenkt werden. Trotz allem will die Familie Holtkamp weitermachen. Sohn Klaudius soll den Betrieb übernehmen – auch wenn die Zukunft ungewiss ist. „Ich hoffe, dass es besser wird“, sagt er. Denn klar ist: Der Wille zum Weitermachen ist da – aber nicht um jeden Preis.