Allein 20.000 fehlen in NRWBrummifahrer werden benötigt - Fachkräftemangel auch in der Logistik

von Martin Breunig

Wenn Kerstan Topp hinter dem Steuer seines 40 Tonners Platz nimmt, fühlt er sich zu Hause. In zweiter Generation leitet er eine Spedition. Insgesamt zehn Laster gehören zur Flotte. Doch der Fachkräftemangel bremst die Brummi Branche aus. Es fehlt an Nachwuchs, die Arbeitsbedingungen gelten als schwierig. „Der LKW-Führerschein ist sehr kostspielig für jemanden, der damit anfangen möchte. Dann ist es auch schwierig, Fahrer für den Beruf zu begeistern, weil gerade im nationalen und internationalen Fernverkehr ist man sehr lange weg von zu Hause. Die Bezahlung ist auch nicht immer die Beste.”, so Topp.

Fahrermangel ist extrem

70.000 Lasterfahrer fehlen in Deutschland. Allein in Nordrhein-Westfalen werden 20.000 Fachkräfte in der Logistikbranche händeringend gesucht. Die Folgen sind für uns alle spürbar. Denn ohne Laster würden am Ende die Supermarktregale leer bleiben und die Industrie stillstehen. Der Verband Spedition und Logistik NRW schlägt Alarm. Auch wenn bereits nach Fahrern im Ausland gesucht wird. „Man muss Spaß daran haben, eine solche Maschine zu bedienen. Sie kostet bis zu 400.000 €. Wenn also ein Unternehmer jemanden so ein Gerät unter den Hintern gibt, dann muss er daran Spaß haben, die Technik zu bedienen und er muss Spaß haben, sich in Europa zu bewegen. Wenn er daran kein Interesse hat und jeden Abend zu Hause sein will, dann ist er hier falsch.”, so Geschäftsführer Rüdiger Ostrowski.

Große Aufgabe für Politik

Lange Staus auf den Autobahnen, volle Parkplätze, wenig bis gar kein Komfort während der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten, und aufwendige Prüfungen beim Führerschein - das schreckt wohl viele schon im Vorfeld ab. Jetzt müssten die Politiker das Steuer übernehmen. Deshalb hat die CDU zusammen mit den Grünen heute einen entsprechenden Antrag in den Landtag eingebracht. Das Ziel: Bessere Rahmenbedingungen für die Logistik Branche. „Es muss digitaler werden in dem Bereich und wir wollen insgesamt das Berufsbild aufwerten, indem wir die Infrastruktur an Rastplätzen vor allem besser machen und dort mehr Sanitäranlagen schaffen und insgesamt mehr Rahmenbedingungen verbessern, damit dieses ein Beruf ist, den die Menschen gerne ergreifen, denn es ist ein zukunftssicherer Beruf.”, so der verkehrspolitische Sprecher in NRW Oliver Krauß (CDU).

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Opposition zieht mit

Dass es bei den Brummis brennt, zeigt auch, dass sich die schwarz-grüne Regierung mit der Opposition einig ist. Es müsse sich etwas tun, damit die Laster auch in Zukunft rollen. Der FDP geht der Antrag trotzdem nicht weit genug. „Ich glaube, dass dieser Antrag nicht ausreicht, um unsere Probleme zu lösen. Er ist trotzdem ein richtiger Ansatz. Ich kann mir vorstellen, dass wir vielleicht noch Ergänzungsvorschläge machen und dass wir dem dann auch zustimmen. Es ist ein kleiner Baustein.”, so der verkehrspolitische Sprecher in NRW Christof Rasche (FDP).

Job mit schönen Seiten

Es gibt aber auch die schönen Seiten hinterm Steuer eines 40 Tonners. So würde Kerstan Topp um nichts in der Welt tauschen wollen. „Man kommt rum. Man ist viel unterwegs. Man ist, wenn man unterwegs ist, sein eigener Herr. Man kann halt die Touren einigermaßen selbst planen und man fährt zu Kunden. Man trifft andere Menschen und man hat sein eigenes Reich dabei. Das ist auch was Schönes.” Durchschnittlich verdient ein Laster Fahrer rund 3.500 € brutto im Monat. Dafür ist er aber ständig auf Achse. Ob der Antrag an der Situation etwas ändert, muss sich noch zeigen. Aber das kann dauern, denn jetzt wird darüber erstmal in diversen Ausschüssen diskutiert.