Kesselhaus und Kühlturm plattgemacht
Altes Kraftwerk in Ibbenbüren gesprengt - Weg frei für Windstrom-Projekt
Das alte Kraftwerk in Ibbenbüren wurde am Sonntag (06.04.) gesprengt, um Platz für ein Windstrom-Projekt zu schaffen. Das Kesselhaus fiel durch Sprengstoff, der Kühlturm kollabierte mit Stahlseilen. Bis 2026 soll dort eine Konverterstation entstehen, die Windstrom in das NRW-Netz einspeist.
Spektakuläre Sprengung
Monatelang liefen die Vorbereitungen, am Sonntag (06.04.) war es dann so weit: Erst fiel das 120 Meter hohe Kesselhaus, rund eineinhalb Stunden später auch der benachbarte Kühlturm des ehemaligen Steinkohlekraftwerks Ibbenbüren. Eine aufwendige Sprengaktion – und ein Symbol für den Wandel von fossiler zu erneuerbarer Energieversorgung. „Man ist schon ein bisschen angespannt, hat Lampenfieber – auch wenn man das schon oft gemacht hat“, sagt Thomas Hagedorn, Chef der gleichnamigen Unternehmensgruppe aus Gütersloh, die für den Abbruch verantwortlich ist. Umso größer sei die Erleichterung, dass alles reibungslos funktioniert habe.
Sprengstoff und viel Technik
Für den Einsturz des 19.500 Tonnen schweren Kesselhauses kamen rund 500 Kilogramm Sprengstoff zum Einsatz. Vier der zehn Stützen wurden dabei gezielt durchtrennt, die restlichen sechs durch die Detonation zum Einsturz gebracht. Umherfliegende Trümmer wurden mit Schutzmaßnahmen und mit Wasserbecken zur Staubbindung gesichert. Der benachbarte Kühlturm wurde nicht gesprengt, sondern mit einer ausgeklügelten Technik zu Fall gebracht: In die Turmstruktur wurden mehr als 20 elf Meter lange Schlitze eingefräst. Stahlseile zogen den geschwächten Bau schließlich kontrolliert zusammen – bis er kollabierte.
Platz für Konverterstation
Hagedorn ist seit 2023 Eigentümer des Kraftwerksgeländes und will die Fläche bis Mitte 2026 baureif an den Dortmunder Netzbetreiber Amprion übergeben. Das Unternehmen plant dort eine sogenannte Konverterstation, die Offshore-Windstrom aus der Nordsee umwandeln und in das nordrhein-westfälische Stromnetz einspeisen soll. „Wir bauen hier einen Netzknoten“, erklärt Peter Barth, Geschäftsführer von Amprion Offshore. Von Ibbenbüren aus soll der grüne Strom künftig rund zwei Millionen Menschen versorgen – als Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie in NRW.
Umweltminister lobt Projekt
NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) begrüßt die Neunutzung des Kraftwerksstandorts: „Hier werden auch wieder Menschen arbeiten und sich um die Energieversorgung kümmern – nur dass das künftig CO₂-frei geschieht.“ Die Überbleibsel der alten Industrieanlagen werden jetzt zerkleinert, getrennt und recycelt. Ein Großteil des Materials soll beim Bau der neuen Anlage wiederverwendet werden. Die Inbetriebnahme ist für 2031 geplant. Das Projekt ist Teil des Offshore-Netzanbindungsprojekts „BalWin 2“.