Er macht Schluss mit seiner kriminellen Vergangenheit Martin Weimer (42) wird vom Tankstellenräuber zum Tankwart

Ein Leben auf Umwegen – doch am Ende findet Martin Weimer genau die richtige Säule.
Ein Leben auf Umwegen – doch am Ende findet Martin Weimer genau die richtige Säule.
RTL Nord
von Jule Jänsch und Grit Gadow

Für ihn hält das Leben eine zweite Tankfüllung bereit!
Bevor der 42-Jährige zum verlässlichen Ansprechpartner für platte Reifen und kaputte Rückleuchten wurde, war er ein Mensch, vor dem sich manch einer fürchtete: ein Tankstellenräuber. Doch an diesem Ort, an dem sein Leben fast zerstört wurde, beginnt viele Jahre später seine zweite Chance.

Weimer war drogenabhängig, arm, kriminell

Wenn Martin Thomas Weimer über sein jüngeres Ich nachdenkt, wird ihm ganz flau im Magen: „Das ist ein ganz anderer Typ als ich jetzt bin. Der war schlonzrig, der war unordentlich, er war unorganisiert, er war faul – alles Sachen, mit denen ich mich nicht mehr in Verbindung sehe.“

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In einem Interview mit RTL im Sommer vergangenen Jahres erzählt der heute 42-Jährige, dass er als Jugendlicher von Zuhause abhaut, Geldsorgen und ein Drogenproblem hat. Im Jahr 2003 dann der Höhepunkt: Gemeinsam mit zwei Bekannten stülpt er sich eine Maske über und überfällt eine Tankstelle mit einer Gaspistole. Mit einem geringen Geldbetrag in der Tasche entkommen die Räuber – zumindest erstmal.

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Ein Neuanfang im Knast

Durch einen aufmerksamen Nachbarn fliegt Martin Thomas Weimer doch auf, landet vor Gericht und wird zu drei Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis findet er Zuflucht bei der Gefährdetenhilfe Bad Eilsen. Ein diakonisch-christlicher Verein, der beim Ausstieg aus Lebenskrisen, Sucht und Kriminalität hilft.

„Wäre ich nicht zum Glauben gekommen, wäre ich als Berufskrimineller rausgekommen. Ich habe gelernt, wie man Alarmanlagen kurzschließt, wie man Türen öffnet, wie man Fenster öffnet, wie man Spuren verwischt. Im Gefängnis sitzen 500-600 Kriminelle auf einem Haufen, die nichts anderes zu tun haben, als sich so was zu erzählen“, so der heute 42-Jährige im Gespräch mit RTL.

RTL trifft Martin Weimer im Sommer 2024.
RTL trifft Martin Weimer im Sommer 2024.
RTL Nord

Jahre später sagt Weimer: Er ist ein anderer Mensch. Nach verschiedenen Jobs bei Zeitarbeitsfirmen schließt er 2016 seine Ausbildung zum Tankwart ab, macht sich zunächst selbstständig. Seit ein paar Wochen arbeitet er als fester Tankwart an einer Tankstelle in Osnabrück. Und so schließt sich der Kreis: Die Tankstelle ist nicht nur der Ort seines größten Fehltritts, sondern auch der Weg, der ihn zurück ins Leben führt.

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Auch wenn Weimer den Überfall zutiefst bereut, sieht er ihn als wichtigen Teil seines Lebens an: „Wir sind alle die Summe von dem, was wir erlebt haben.“ Wichtig sei es ihm, dafür zu kämpfen, dass die kriminelle Vergangenheit nicht sein Ende war, sondern sein Anfang.

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche