Highspeed-Leitung ins MoorKein Haus, kein Strom! Glasfaser-Ausbau - obwohl hier niemand wohnt

Diese Kabel sorgen für viel Unverständnis.
Diese Kabel sorgen für viel Unverständnis.
RTL Nord
von Rafael Fleischmann und Alexa von der Recke

Bagger-Lärm statt Vogelzwitschern!
Jäger Günther Kaste staunt, als kurz vor Weihnachten die Bagger im Nienwohlder Moor in Schleswig-Holstein anrollen. Sie baggern riesige Gräben für Glasfaserkabel, aber ein Haus gibt an der Stelle schon lange nicht mehr. Doch wieso der ganze Aufwand?

„Ich dachte, die drehen hier einen Film”

Günther Kaste lebt schon seit über 40 Jahren in Itzstedt. Als er im Dezember in seinem Jagdgebiet unterwegs ist, kann er es nicht fassen. „Ich habe eine Revierfahrt gemacht hier und habe mir das angeguckt und stellte fest, dass dann plötzlich riesige LKWs, Bohraggregate, die waagerecht bohren, Wasserwaage usw. da standen. (...) Ich dachte, die drehen hier einen Film. Das letzte Kabel von Itzstedt, aber das war es dann nachher doch nicht. Es war unsinnigerweise ein Glasfaserkabel“, erzählt der schockierte Jäger im RTL-Interview. Verlegt haben die Bauarbeiter diese sogenannten Leerrohre, durch die ein Glasfaserkabel für das schnelle Internet gezogen werden sollte.

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Kein Strom, aber Glasfaser

Der 77-Jährige hinterfragt allerdings, wieso das Moor ein Glasfaserkabel braucht. Weit und breit gibt es kein Haus oder andere Bewohner außer Tiere. „Wenn Sie sich mal richtig informiert hätten, da steht gar kein Haus seit Jahren mehr“, klärt der Jäger auf. Ohne ein Haus, das Glasfaser nutzen kann, gibt es auch keinen Strom. Aber Günther Kaste hat eine Idee, wofür das schnelle Internet genutzt werden könnte: „Der Arbeitsminister hatte ja gesagt: Wir möchten dafür sorgen, dass wir mehr Homeoffice kriegen. Ich finde das gar nicht so schlecht. Wenn die Jägerschaft jetzt ihr Homeoffice hier auf solchen Hochsitzen machen würde, das würde die ganze Sache für das Büro entspannen.“ Doch auch das lässt sich nicht umsetzen, denn der Strom fehlt. Obwohl der Jäger meldet, dass es kein Haus mehr gibt, wurden die Bauarbeiten nach Weihnachten fortgesetzt.

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Bauarbeiten abgeschlossen

Die Tatsache, dass das Gebäude Lundener Weg 2 bereits im Jahr 2019 aufgegeben worden ist, wurde erst jetzt im Zuge des Ausbaus bekannt”, schreibt die Stadt Bad Segeberg RTL. Hintergrund sei, dass das sogenannte „Liegenschaftskataster“ nicht aktualisiert wurde und die Adresse sowie das Haus noch als vorhanden aufgeführt waren. Mittlerweile sind die Bauarbeiten abgeschlossen, aber die Kabel ragen weiterhin aus der Erde. Ein Rückbau für die ca. 80.000 Euro teuren Kabel sei aktuell nicht geplant.