„Ich selbst habe nichts gemerkt”
Trotz Warnung: Landwirt tötet Rehkitz mit Mähmaschine

Musste das Rehkitz sterben, weil er die Warnung eines Zeugens ignorierte?
Ein Landwirt steht in Bad Homburg wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz vor Gericht. Herr B. soll trotz vorangegangener Warnung eine Wiese gemäht haben, auf dem sich ein Rehkitz befand. Das Junge wird später tot und mit schwersten Verletzungen gefunden. Ob es Vorsatz war? Selbst der Richter ist sich nicht sicher.
Wiese nicht abgesucht?
Als B. 2021 eine Wiese mäht, findet eine Spaziergängerin wenig später ein totes Rehkitz. Ihm fehlt unter anderem ein Bein, es wurde augenscheinlich von einer Mähmaschine abgetrennt, mutmaßlich durch B.s Mähmaschine. „Ich selbst habe nichts gemerkt. Ich kann nicht sagen, ob ich eins erwischt habe“, sagt Herr B. vor Gericht.
„In meinen über 30 Jahren hier habe ich noch nie so einen Fall erlebt“, sagt der Richter während des Prozesses. Denn der Angeklagte sei vorher sogar gewarnt worden: Ein Passant, der sich auch bei der Kitzrettung engagiert, hatte den Landwirt darüber informiert, dass er Rehe auf der Wiese gesehen hatte. Doch der Besitzer der Wiese, Herr H., versicherte dem Angeklagten, er habe das Gebiet mit Drohnen bereits abgesucht.
Im Video: Dem Mähtod entkommen – Rehkitz-Drillinge entdeckt
Falscher auf der Anklagebank?
Ein Jäger habe die Wiese morgens um vier, fünf Uhr mit Wärmebildkameras abgesucht, sagte H. damals dem Angeklagten. Ein Missverständnis, wie sich herausstellen sollte: Denn genau diese Wiese wird ausgelassen, es ist zu warm für die Kameras. Wenige Stunden später fängt der Angeklagte an, die Wiese zu mähen. „Es ist ein Problem, wenn zu viel Zeit zwischen Absuchen und Mähen liegt. Dann gibt es keine Garantie, dass die Wiese frei ist“, sagt die Spaziergängerin, die das Kitz gefunden hat, vor Gericht.
„Vielleicht sitzt der Falsche auf der Anklagebank und Herr H. müsste hier sitzen“, sagt der Richter. Kurz darauf zieht sich das Gericht zur Besprechung zurück. Dann die unerwartete Wende: Das Verfahren wird eingestellt, der Angeklagte soll nun 300 Euro Bußgeld zahlen.