Millionen haben ein Aneurysma, ohne es zu wissen!„Eigentlich keine Chance, das zu überleben” – Arzt zum Tod von Strabag-Chef

Firmenchef Klemens Haselsteiner ist am Freitag (17. Januar 2025) nach einer Aneurysma-Blutung gestorben.
Firmenchef Klemens Haselsteiner ist am Freitag (17. Januar 2025) nach einer Aneurysma-Blutung gestorben.
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Was für eine Tragödie!
Der Todesfall des jungen Firmenchefs Klemens Haselsteiner erschüttert viele Deutsche. Doch wie konnte es zu dem medizinischen Notfall kommen, der das Leben des erfolgreichen Managers und Familienvaters so plötzlich beendet hat? Im RTL-Interview erklärt Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht, warum Aneurysmen besonders im Gehirn unberechenbar sind und wie man als Patient zumindest gegen ein Bauchaortenaneurysma vorsorgen kann.

„Er ist an einer Aneurysma-Blutung verstorben“

Strabag-Chef Klemens Haselsteiner starb am Freitag (17. Januar 2025) während einer Fastenkur in einer Privatklinik.

„Er ist an einer Aneurysma-Blutung verstorben, da kommt jede Hilfe zu spät“, erklärte sein Hausarzt Rainer Schroth am Wochenende gegenüber der Kleinen Zeitung. Seitdem wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um ein geplatztes Aneurysma im Gehirn handelt, wie auch Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht aufgrund der bereits vorhandenen Informationen vermutet. Dass es einen Zusammenhang zur Fastenkur geben könnte, glaubt Dr. Christoph Specht auf Nachfrage nicht.

„Grundsätzlich ist ein Aneurysma – also eine Aussackung einer Schlagader oder Arterie - auch an jeder anderen Stelle des Körpers möglich, zum Beispiel ein Bauchaortenaneurysma, was gar nicht so selten vorkommt“, erklärt Dr. Specht im Interview. Tatsächlich seien Männer häufiger betroffen.

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Bauchaortenaneurysma-Vorsorge: „Kann Leben retten“

Daher empfiehlt der Allgemeinmediziner auch die Vorsorge-Untersuchung für alle Männer ab 65 Jahren.

„Von dieser Ultraschall-Untersuchung erhoffen wir uns, ein Aneurysma im Bauchraum frühzeitig feststellen und dann je nach Größe mit einer Operation entfernen zu können – das kann Leben retten“, erklärt der Mediziner.

Mediziner Dr. Christoph Specht
Dr. Christoph Specht erklärt das Risiko, das ein Aneurysma im Körper darstellt.
RTL

Und gibt es eine Vorsorge für die Früherkennung eines Hirn-Aneurysmas? „Leider wird ein CT oder MRT vom Gehirn in solchen Fällen nur gemacht, wenn es beispielsweise in der Familie mal einen Fall gab und daher ein bestimmtes Risiko besteht“, so der Arzt. Anlasslos sei die Untersuchung eher unüblich.

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Hirnaneurysma – gibt es dafür Warnzeichen?

Tatsächlich würde man ein Hirnaneurysma auch gar nicht bemerken, schildert der Arzt weiter. „Warnanzeichen gibt es nicht. Wenn ein Aneurysma zum Beispiel durch Zufall festgestellt wird, kann man es mit einem Katheter bei einer Operation entfernen“, erklärt Specht.

Ein prominenter Fall, bei dem dieser Aneurysma-Eingriff bedauerlicherweise schiefgegangen ist, weil es zu unerwarteten Komplikationen kam, ist die Krankheitsgeschichte von Moderatorin Monica Lierhaus. „Bei ihr ist das passiert, was man eigentlich verhindern wollte. Zumindest unter kontrollierten Bedingungen im OP“, so Specht. Generell sei es fast unmöglich, zu überleben, wenn ein Aneurysma platzt, weil man es erst bemerkt, wenn es zu spät ist.

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Im Video: Was ist ein Aneurysma?

„Innerhalb von wenigen Minuten sterben die Patienten“

„Wenn ein Hirnaneurysma platzt, sterben die Menschen in den meisten Fällen. Patienten haben eigentlich keine Chance, das zu überleben. Sie merken nur, dass sie massive Kopfschmerzen bekommen, doch dann verlieren sie schon das Bewusstsein. Innerhalb von wenigen Minuten sterben die Patienten, wenn das Aneurysma geplatzt ist.“

Grundsätzlich sei eine erbliche Veranlagung der Hauptrisikofaktor für ein Aneurysma. „Rauchen, Übergewicht und ein erhöhter Alkoholkonsum können Aneurysmen zwar begünstigen, aber sind eher untergeordnet zu betrachten“, erklärt der Arzt. Einem Aneurysma könne man dementsprechend auch nicht wirklich vorbeugen.

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Zwei Millionen Deutsche haben Aneurysma im Gehirn

Nach Schätzungen hätten immerhin etwa zwei Millionen Menschen Deutsche ein Aneurysma im Gehirn. Allerdings wüssten viele wegen des Ausbleibens von Symptomen nichts davon. „Die allermeisten sterben mit ihrem Aneurysma – nicht an ihrem Aneurysma“, betont der Experte. Dass ein Aneurysma platzt, würde also gar nicht so häufig vorkommen, wie wir als Laien durch bekannte Krankheitsfälle annehmen.

„Tatsächlich sind es etwa zehn Fälle von 100.000”, erklärt der Arzt abschließend. Mit Blick auf die gesamtdeutsche Bevölkerung, würde es also seltener dazu kommen, als es häufig wirkt, weil immer wieder prominente Persönlichkeiten betroffen sind.