Carl Clemens (63) geht leer ausEnterbt nach Geburtstagsfeier – Veltins-Sohn scheitert mit Klage vor Gericht

Es geht um 30 Millionen Euro und eine 45 Jahre alte Unterschrift!
Ein jahrelanger Erbstreit in der Brauerei-Familie Veltins ist seit Donnerstag (5. Juni) vorerst entschieden. Der heute 63-jährige Sohn der Familie, Carl Clemens Veltins, hatte zuvor gegen die Enterbung seiner Mutter geklagt.
„Zum Notar verfrachtet, ohne dass ich wusste, worum es ging”
Er hatte im Mai 1980 – unmittelbar nach seinem 18. Geburtstag – schriftlich auf den Pflichtteil seines Erbes verzichtet. Diese Erklärung greift er nun gerichtlich an. Die von ihm unterzeichnete Erklärung sei sittenwidrig. Er sei damals nach seiner langen Geburtstagsfeier müde und noch alkoholisiert gewesen, argumentiert er laut Gericht. Er sei von seiner Mutter zu einem Notar „verfrachtet“ worden, „ohne dass ich wusste, worum es ging“, sagte er dem WDR nach dessen Angaben.
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Außerdem seien in der Erklärung nötige Formvorschriften nicht eingehalten worden. Deshalb sei ihm sein Pflichtteil zu Unrecht vorenthalten worden. Beklagt sind die beiden Schwestern des Klägers. Das Gericht habe das persönliche Erscheinen des Klägers angeordnet, so ein Gerichtssprecher. Seine Schwestern müssten nicht selbst erscheinen.
Testament gültig – Enterbung zulässig
Doch die Richterin sah keinen Grund, die Wirksamkeit der Erklärung in Frage zu stellen. Die Ansprüche seien zudem verjährt. Auch seine Behauptung, die Mutter sei zum Zeitpunkt der Testamentserstellung nicht mehr testierfähig gewesen, überzeugte das Gericht nicht. Die Schwestern brachten vor, dass ihre Mutter kurz vor ihrem Tod 1994 aktiv die Geschäfte der Brauerei geführt habe.
Das Gericht erklärte das Testament für wirksam, eine Enterbung sei grundsätzlich rechtlich zulässig, so die Vorsitzende Richterin.
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Prozessausgang hat keinen direkte Folgen für Brauerei
Carl Clemens Veltins wurde von seiner 1994 verstorbenen Mutter enterbt, sie soll ihn als das „schwarze Schaf“ der Familie betrachtet haben. Zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung sorgte er für schlagzeilenträchtige Skandale, wurde wegen illegalen Waffenbesitzes und Kokainhandels verurteilt.
Die Veltins-Brauerei hatte 2024 einen um 4,1 Prozent gewachsenen Umsatz von 459 Millionen Euro erreicht. Sie beschäftigt knapp 740 Menschen. Laut WDR habe der Ausgang des jetzigen Prozesses keine wirtschaftlichen Konsequenzen für die Brauerei. Die Brauerei sei „in keiner Weise involviert“, zitiert der Sender die Pressestelle. Daher seien „wirtschaftliche Auswirkungen auf die Brauerei ausgeschlossen”.
Die Brauerei wird heute von Susanne Veltins und ihrem Neffen Fabian Veltins in sechster Generation geführt. Der Umsatz lag 2024 bei 459 Millionen Euro, rund 740 Mitarbeitende arbeiten für das Traditionsunternehmen aus dem Sauerland. In der Bier-Rangliste steht Veltins laut Branchenmagazin Inside auf Platz drei – nach Krombacher und Bitburger. (uvo; dpa)