Krankenschwester raubt offenbar sterbenden Patienten aus
Bruder des Verstorbenen ist fassungslos: Reinhard (62) wurde beklaut, während er um sein Leben kämpfte
von Franziska Starck und Metin Turan
Die Tat ist an Skrupellosigkeit kaum zu überbieten: Während ein 62-jähriger Herzinfarkt-Patient im Albertinen-Krankenhaus in Hamburg-Schnelsen mit dem Leben ringt, wird sein Konto geplündert. Im Verdacht steht eine junge Krankenschwester.
Krankenschwester wollte mit gestohlener Kreditkarte 100.000 Euro abheben
„Es ist wirklich furchtbar, was hier vorgefallen ist.“ Bernd Littau ist fassungslos. Anderthalb Jahre ist es her, dass sein Bruder Reinhard Littau nach einem Herzinfarkt sterben musste. Doch Bernd kann um seinen verstorbenen Bruder nicht richtig trauern. Sein Tod wird überschattet von einem perfiden Verbrechen: Während der 62-jährige Reinhard im Albertinen-Krankenhaus um sein Leben kämpft, versucht eine unbekannte Person 100.000 Euro mit seiner gestohlenen Kreditkarte abzuheben. 6.000 Euro wurden bereits vorher von seinem Bankkonto abgebucht. Dann kommt heraus: Als Tatverdächtige gilt eine junge Krankenschwester aus dem Albertinen-Krankenhaus.
Verdacht: Krankenschwester stiehlt Wohnungsschlüssel des Patienten
Bernd Littau ist sich sicher: Die Krankenschwester klaute das Portemonnaie und den Wohnungsschlüssel seines Bruders, während er auf der Intensivstation liegt. „Dann muss sie mit dem Schlüssel in Reinhards Wohnung gegangen sein, denn man kommt nur mit dem Schlüssel in den Fahrstuhl in die oberen Etagen“, mutmaßt Bernd. „So muss sie sich Zugang zur Pin-Nummer der Kreditkarte verschafft haben.“
Eine Unachtsamkeit der Krankenschwester führt die Ermittler zu der mutmaßlichen Täterin. „Sie hat ja versucht, online einen Kredit aufzunehmen“, erklärt Bernd im RTL-Interview. „Sie hat sich dann aber versehentlich an eine Kredit-Beratungsstelle gewandt und hat da dummerweise, was für uns natürlich gut ist, ihre E-Mail-Adresse hinterlassen."
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Staatsanwaltschaft Hamburg: Hilflosigkeit des Opfers wahrscheinlich ausgenutzt
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Verdächtige erhoben: „Im vorliegenden Fall besteht der Verdacht des Diebstahls im besonders schweren Fall, weil hier die Hilflosigkeit einer Person zur Tatbegehung ausgenutzt worden sein könnte“, erklärt Liddy Oechtering von der Staatsanwaltschaft Hamburg. Und auch ein Sprecher des Albertinen-Krankenhauses äußert sich zu dem Fall: „Wir sind bestürzt darüber, dass eine in unserem Haus beschäftigte Person im Verdacht steht, einen schwerstkranken Patienten bestohlen zu haben.“
Krankenschwester wurde vom Albertinen-Krankenhaus freigestellt
Nach RTL-Informationen wurde die Krankenschwester unmittelbar nach Bekanntwerden der strafrechtlichen Ermittlungen vom Albertinen-Krankenhaus freigestellt. Für Bernd Littau nicht genug. Er wünscht sich Gerechtigkeit für Reinhard. Nur so könne er mit dem Tod seines Bruders abschließen: „Frieden kann man damit erst schließen, wenn wirklich alles geklärt ist, auch mit der Täterin“, betont Bernd. Er wünsche sich eine angemessene Strafe für die Täterin. Die Beschuldigte könnte im Falle einer Verurteilung bis zu zehn Jahre ins Gefängnis gehen. Im September startet der Prozess gegen sie.