Fußball-Märchen bei der WM

Marokkos neuer Held Bono stürzt Spanien in die Fußball-Depression

 AR-RAJJAN 06.12.2022 MISTRZOSTWA SWIATA W PILCE NOZNEJ 2022 1/8 FINALU MECZ: MAROKO - HISZPANIA 0:0 k. 3:0 --- 2022 FIFA World Cup, WM, Weltmeisterschaft, Fussball ROUND OF SIXTEEN MATCH IN AL RAYYAN: MOROCCO - SPAIN 0:0 k. 3:0 YASSINE BOUNOU PILKARZE MAROKA FOT. PIOTR KUCZA/FOTOPYK/NEWSPIX.PL --- Newspix.pl PUBLICATIONxNOTxINxPOL 221206PYK0076
Bono war der gefeierte Mann des Abends.
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Marokko schreibt die herbeigesehnte Feelgood-Story der umstrittenen Feelbad-WM in Katar. Das Team steht sensationell im WM-Viertelfinale. Nicht nur das. Die Nordafrikaner warfen im hochdramatischen Elfmeterschießen die alte Kolonialmacht Spanien raus. Held des Abends war Keeper Bono – Marokkos neue National-Ikone und Retter eines Kontinents.

Noch kein Gegenspieler überwand Bono

Wenn Bono nach diesem Turnier, wann immer es für die Marokkaner enden möge, in seine Wahlheimat zurückkehrt, wird er viel zu erzählen haben. Der Keeper der Marokkaner ist beim FC Sevilla in Spanien beschäftigt. In jenem Land, das er im Elfmeterschießen fast eigenhändig aus der WM warf, beziehungsweise parierte.

Lese-Tipp: Marokko schockt Spanien im Elfer-Krimi

Natürlich wussten die in Rot gekleideten Mitspieler bei wem sie sich zu bedanken hatten. Nach dem entscheidenden und hochlässigen Panenka-Elfer von Achraf Hakimi begruben die Marokkaner ihren Keeper und den letzten Torschützen – lange jubelte das letzte aus Afrika stammende Team auf dem Rasen. Die vielen mitgereisten Fans feierten ihre Fußball-Helden.

Einer ragte dabei heraus: Bono war der Matchwinner. Kein einziger Spanier vermochte (trotz der angekündigten 1000 trainierten Elfmeter) gegen den 1,90-Meter-Mann zu treffen. Der erste Schuss von Pablo Sarabia krachte an den rechten Pfosten, Bono war in der richtigen Ecke, wäre womöglich mit seinen langen Gräten noch dran gewesen. Die Versuche zwei und drei hielt der 31-Jährige mit einer erstaunlichen Gelassenheit – und einem dicken Grinsen.

Für den Torwart ist es ein Turnier der Extreme: Bisher hat noch kein gegnerischer Spieler gegen ihn einen Treffer erzielt. Das einzige Mal, dass er hinter sich greifen musste, war ein Eigentor beim 2:1 gegen Kanada. Im zweiten Spiel gegen Belgien musste er nach dem Erklingen der Nationalhymne passen und sich kurzfristig auswechseln lassen. Er klagte seit dem Aufwärmen über Schwindelgefühle – offenbar das Resultat einer Verletzung aus der ersten Partie. Im Spiel darauf war er wieder fit und im Achtelfinale gegen Spanien in Topform.

Video: Marokko schockt Spanien im Elfmeterschießen

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Langer Weg zur Nummer eins

Bono, geboren als Yassine Bounou in Kanada, kam im Alter von zwei Jahren nach Marokko. Im Kindesalter lernte er beim Wydad Casablanca die Basics. Der Sprung übers Mittelmeer gelang ihm 2012 mit 21 bei Atletico Madrid, wo er in der zweiten Mannschaft in der dritten Liga zum Einsatz kam. Im Profiteam des damaligen spanischen Meisters (hinter einem gewissen Thibaut Courtois) setzte er sich nicht durch. Weiter ging die wilde Reise durch Spanien.

Über Real Saragossa und Girona landete er beim FC Sevilla. Dort war Bono zunächst die zweite Wahl, durfte aber in Pokalspielen und in der Europa League ran. Der Durchbruch gelang im Europa-League-Turnier in der Corona-Zeit in Deutschland. Mit Bono im Kasten gewannen die Andalusier den Europa-League-Titel. In der Saison darauf hatte er endlich den Stammtorwart-Status inne. In Spanien gilt er inzwischen als einer der besten Keeper der Liga. Wurde als solcher auch für die Saison 2021/22 ausgezeichnet (gegen Courtois unter anderem).

Da Bono zwei Staatsbürgerschaften besitzt, hätte er sowohl für Marokko als auch für Kanada spielen können. In den Jugendmannschaften entschied er sich für das nordafrikanische Land. Die WM in Katar ist die erste als Stammkeeper. Eine, die ihn sofort zum Hoffnungsträger Marokkos und Afrikas macht. Seinen Elfer-Instinkt erklärte er so: "Es ist ein bisschen Intuition, ein bisschen Glück. Wir haben gewonnen, das ist das Wichtigste. Hut ab vor der ganzen Mannschaft." Als frisch gekürter „Spieler des Spiels“ grinste er in die Kamera und hob seine Faust.

Während Marokko den Sieg feierte, herrschte bei den Spaniern Frust. Und Anerkennung. Luis Enrique wusste jetzt, wie er das Elfmeterschießen gegen Marokko das nächste Mal angehen würde. "Ich würde alle Schützen noch einmal so auswählen. Den Einzigen, den ich wechseln würde, wäre Bono, den Torwart des Gegners.“ (msc)