Hotel-Buchungen verweigert

Homosexuellen droht WM-Ärger: Schwule Paare in Katar nicht willkommen?

FILE - People gather around the official countdown clock showing remaining time until the kick-off of the World Cup 2022, in Doha, Qatar, Thursday, Nov. 25, 2021. FIFA has received 3 million ticket requests for the World Cup final in Qatar and high demand to attend some of its biggest group-stage games. The data revealed to The Associated Press by FIFA shows there have been 2.5 million ticket requests to see Argentina play Mexico on Nov. 26 at the 80,000-capacity Lusail Stadium and 1.4 million fans hope to see England face the United States the previous day at the 60,000-capacity Al Bayt Stadium. There have been more than two million ticket requests overall from the U.S., England and Qatar. (AP Photo/Darko Bandic, File)
Die offizielle Countdown-Uhr bis zum Beginn der WM 2022.
DRB, AP, Darko Bandic

Der Fußball-Weltverband FIFA verspricht: Homosexuelle Fans haben bei der WM in Katar keinerlei Probleme. Dahinter muss man nach einer erschreckenden Recherche von skandinavischen Medien ein dickes Fragezeichen setzen. Sie zeigt: Schwulen Fans droht bei Hotelbuchungen Ärger – und eine Absage.

Drei Hotels lehnten Anfrage ab

Erschreckende Recherche des norwegischen Senders NRK zusammen mit dem dänischen Sender DR und SVT aus Schweden. Die Journalisten gaben sich in Mails an die 69 von der FIFA empfohlenen Hotels als frisch verheiratetes schwules Paar aus, das in Katar ein Hotel buchen wolle. Das Ergebnis: Drei Hotels lehnten die Anfrage ab. 20 Unterkünfte wollten die Buchung nur mit Einschränkungen eingehen. Demnach verwiesen einige auf die klare Empfehlung, dass das Paar sich nicht als schwul erkenntlich zeigen sollte. In Katar ist Homosexualität nach wie vor verboten.

„Ich möchte Sie darüber informieren, dass wir bereits Vorfälle hatten, bei denen die Polizei Katarer im Hotel aufgegriffen hat, die homosexuelle Beziehungen hatten“, schrieb eines der Hotels.

Ein anderes antwortete: „Wenn Sie sich schminken und sich schwul kleiden, verstößt das gegen die Politik des Landes und der Regierung. Aber für unser Hotel ist es okay (ein Zimmer zu buchen, Anm. d. Red.), wenn man sich angemessen kleidet und kein sexuelles Verhalten zeigt oder sich in der Öffentlichkeit küsst.“

Infantino: Jeder wird bei WM willkommen sein

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Probleme schon lange bekannt

33 Hotels hatten laut dem Rechercheverbund keine Probleme oder Einwände mit der Buchungsanfrage. Der Rest antwortete nicht oder fungiert gerade als Quarantänehotel.

Kritik an den Umgang mit Homosexuellen in Katar ist schon lange bekannt und öffentlich. Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch haben schon mehrfach auf vorhandene Diskriminierung hingewiesen und die Bedingungen vor Ort scharf kritisiert. Die FIFA um Präsident Gianni Infantino betonte stets: Jeder sei bei der WM im Emirat willkommen. Auch der Sicherheitschef der WM legte sich fest: Es sei sicher, als Homosexueller die WM zu besuchen.

Die FIFA reagierte mit einem Statement auf die Anfrage von NRK/DK/SVT. Das Gastgeberland Katar sei sich seiner Verantwortung voll und ganz bewusst, den Erwartungen und Forderungen der FIFA nach Menschenrechten, Gleichberechtigung und Antidiskriminierung nachzukommen, hieß es darin. Ein Teil davon seien mehrere strategische Bemühungen, die auch den Hotelbereich einbeziehen.

Der Verband sei zuversichtlich, dass alle notwendigen Maßnahmen für LGBT+-Anhänger getroffen werden, damit sie sich wie alle anderen während der Meisterschaft willkommen und sicher fühlen können. Jegliche Form der Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung sei streng verboten. Zudem habe man das WM-Komitee auf das Problem aufmerksam gemacht.

Dänischer Verband spricht Klartext

Und was sagen die WM-Macher? Das Komitee verwies in einer Stellungnahme darauf, dass man sich für eine inklusive Weltmeisterschaft einsetze. Jeder solle sich sicher fühlen. Katar sei ein konservatives Land und es sei nicht akzeptiert, seine Liebe in der Öffentlichkeit zu zeigen und zwar unabhängig von seiner sexuellen Orientierung. „Wir bitten die Menschen, unsere kulturellen Normen zu respektieren, betonen aber auch die starke Kultur der Achtung der Privatsphäre, die in ganz Katar existiert“, schrieben die Organisatoren dem skandinavischen Rechercheverbund.

Die WM-Gastgeber betonen, dass 2020 ein Protokoll eingeführt wurde, dass jede Diskriminierung verbiete. Diese gelte für alle – auch die Hotels.

Klare Worte fand der dänische Fußball-Verband, der mit der Recherche konfrontiert wurde. „Es ist enttäuschend für die Fans, die zur WM reisen werden. Dass sie sich in einem Hotel nicht sicher fühlen können, egal welche Sexualität sie haben“, sagte Verbandschef Jakob Jensen dem DR. „Es ist völlig egal, welche Orientierung man hat, und es ist unsere klare Erwartung, dass man das bis zur WM regeln kann.“ (msc)