US-Studie

Neuer Wirbel um Aspartam! Kann Zuckerersatzstoff Lernschwierigkeiten verursachen?

Die Liste der Inhaltsstoffe einer Cola Zero, aufgenommen am 16.08.2019 in Berlin. Foto: Andrea Warnecke
Gerade bei Kindern und Jugendlichen könnten Lebensmittel mit Aspartam, etwa Zero- oder Light-Getränke, Lernschwierigkeiten auslösen.
Andrea Warnecke, picture alliance, dpa
von Larissa Königs

Ist Süßstoff Schuld an Lernschwächen?
Immer wieder steht der kalorienarme Süßstoff Aspartam in der Kritik. Erst vor wenigen Wochen warnte die WHO, er könne krebserregend sein. Nun gibt es wieder Wirbel: Einer US-Studie zufolge soll der Stoff auch Lernschwierigkeiten verursachen. Was genau untersucht wurde und wie ein Mediziner das Thema einschätzt.

US-Studie: Verursacht Aspartam Gedächtnis- und Lerndefizite?

Aspartam ist ein Süßstoff, der kaum Kalorien enthält. Da er jedoch 200 Mal so süß wie regulärer Zucker ist, wird er entsprechend oft als Zuckerersatz bei kalorienreduzierten Produkten verwendet. Verbraucher können deshalb davon ausgehen, dass vor allem in Light- und Zero-Produkten Aspartam steckt.

Doch eine aktuelle US-Studie legt nahe, dass der zuckerfreie und kalorienarme Süßstoff Aspartam zu Gedächtnis- und Lernproblemen führen könnte – und das sogar bereits bei einer eher geringen Menge.

In der Studie des College of Medicine der Florida State University (FSU), die in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurde, zeigten die Nachkommen männlicher Mäuse „Defizite beim räumlichen Lernen und beim Gedächtnis“.

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Je mehr Aspartam, umso schlechter das Ergebnis

Die Forscher untersuchten über einen Zeitraum von 16 Wochen drei Gruppen von Mäusen. Eine Gruppe bekam 15 Prozent der von der FDA empfohlenen Höchstmenge an Aspartam pro Tag, eine zweite Gruppe sieben Prozent und eine dritte Kontrollgruppe erhielt lediglich Wasser.

Das Ergebnis: Die Mäuse, die nur Wasser tranken, konnten viel schneller aus dem Labyrinth herausfinden als diejenigen, die Aspartam konsumierten. Je mehr Aspartam die Mäuse konsumiert hatten, umso schlechter schnitten sie ab. Und: Auch die Kinder dieser Mäuse waren betroffen.

Woran das liegt, erklärt Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht RTL: „Man weiß heute, dass es die Epigenetik gibt, das heißt, dass durch bestimmte Umweltveränderungen Gene an- und abgeschaltet werden können. Genau das ist bei den männlichen Mäusen, die eine Aspartambelastung hatten, in dieser Studie passiert.“

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Studie laut Arzt „bedenkenswert“

Generell findet Dr. Specht die Studie „bedenkenswert“, da die Dosierungen, denen die Mäuse ausgesetzt waren, relativ gering waren. „Umgerechnet wären das zwei bis vier Dosen eines aspartamhaltigen Getränks pro Tag, das ist noch deutlich unter der Höchstempfehlung“, betont er. Er halte diese Dosierungen für „durchaus realistisch“.

Insofern sei die jetzige Studie laut dem Mediziner deutlich relevanter und besorgniserregender als das damit verbundene Krebsrisiko. Zum Vergleich: Damit es hier zu einer bedenklichen Dosis Aspartam kommt, müsste ein Erwachsener mit einem Körpergewicht von 60 Kilogramm demnach täglich zwischen zwölf und 36 Dosen Diät-Limonade trinken.

Dennoch sollte man nicht in Panik ausbrechen, denn auch wenn diese Studie Anhaltspunkte gibt, ist sie natürlich nicht direkt auf Menschen übertragbar. Auch Specht betont: „Man muss jetzt erstmal weiterforschen, um zu sehen, ob das auch auf Menschen so zutrifft.“

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Sollte man Lebensmittel mit Aspartam grundsätzlich vermeiden?

Wie bei fast allem gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Wer nur selten Aspartam konsumiert, muss sich keine Sogen machen. Allerdings sagt auch Francesco Branca, WHO-Direktor für Ernährung und Lebensmittelsicherheit: „Wir empfehlen nicht, dass Verbraucher gänzlich auf Süßstoffe verzichten, aber wir empfehlen Zurückhaltung.“

Dr. Specht empfiehlt generell, Zucker wie auch Süßstoff-Konsum auf einem niedrigen Level zu konsumieren. Und gerade was Aspartam angeht, hat er noch einen weiteren Tipp: „Grundsätzlich sollte man sich selbst immer fragen: Hätte meine Oma das auch als Lebensmittel erkannt? Und wenn die Antwort ‚Nein‘ lautet, dann sollte man sich überlegen, ob man das wirklich essen möchte.“