Sein Gegner zog ihn auf, schwul zu sein

"Wir diskriminieren nicht": Box-Star Chris Eubank setzt starkes Zeichen gegen Homophobie

Boxing - Chris Eubank Jr & Liam Smith Weigh-In - Manchester Central Convention Complex, Exchange Hall, Manchester, Britain - January 20, 2023 Chris Eubank Jr is pictured during the weigh-in wearing a rainbow coloured arm band Action Images via Reuters/Jason Cairnduff
Chris Eubank jr. setzte beim Wiegen für seinen Kampf gegen Liam Smith ein starkes Zeichen gegen Homophobie
RMA, Action Images via Reuters, JASON CAIRNDUFF

Großbritannien fiebert einem Box-Kracher entgegen. Die England-Stars Chris Eubank jr. und Liam Smith lassen am Samstagabend in Manchester die Fäuste fliegen. Das Interesse auf der Insel ist riesig, auch weil es auf der PK vor dem Mittelgewichts-Kampf persönlich wird. Smith deutet an, sein Gegner sei schwul. Eubank reagiert – und setzt beim Wiegen ein Zeichen gegen Homophobie im (Box-)Sport.

"Niemand hier in diesem Raum hat dich je mit einer Frau gesehen"

159 Pfund (72,1 kg) zeigte die Waage bei Eubank jr. an, der das Mittelgewichts-Limit von 160 Pfund damit genau wie Smith (ebenfalls 159 Pfund) einhielt. Alles aber schaute auf Eubanks rechten Arm. Am Bizeps des 34-Jährigen prangte eine Regenbogenbinde. „Wir diskrimieren nicht, wir schrecken nicht ab. Wir wollen, dass der Sport und das Boxen alle einbinden“, twitterte Eubank jr. später.

Hintergrund: Bei der Pressekonferenz tags zuvor hatte Smith Andeutungen über Eubanks Sexualität gemacht – und zwar wenig subtil. Der Reihe nach: Eubank ließ die britische Box-Journaille wissen, dass die Psychospielchen seines Rivalen soweit gingen, dass Smith ihm Direktnachrichten schreibe. „Ich bin es gewohnt, Mädels in meiner Timeline zu sehen, nicht Jungs“, so Eubank jr.

Das rief Smith auf den Plan. „Chris, du redest hier über Mädchen. Hat irgendwer in diesem Raum dich je mit einem Mädchen gesehen? Willst du uns etwas sagen? Denn du bist 33. Willst du uns etwas mitteilen? Denn niemand hier in diesem Raum hat dich je mit einer Frau gesehen.“

Smith’ Subtext wenig subtil: Eubank jr. ist schwul.

Eubank: "Wäre lieber schwul, als ein Fremdgeher"

Eubank wollte sich zunächst nicht auf eine verbale Schlammschlacht einlassen. „Mein Privatleben, ist mein Privatleben. Das spielt für das Boxen völlig irrelevant, aber ich bin glücklich, mir geht’s gut.“

Der 35-jährige Smith aber ließ nicht locker: „Willst du uns etwas erzählen?“

„Das ist eine sehr persönliche Frage, die du mir da jetzt stellst. Du kannst ja meine Direktnachrichten anschauen, hier und jetzt“, antwortete Eubank. Die Replik seines Kontrahenten: erneut wenig gentleman-like: „So ein Typ bin ich nicht, ich mag Frauen.“

Daraufhin war auch Eubank animiert. „Wenn du hier dunkel und persönlich wirst, davon sprichst, ich sei schwul und ob ich Mädchen mag. Mir haben mehrere Quellen berichtet, dass du deine Frau betrügst. Glashaus, mein Freund, lass uns das Persönliche nicht rauskehren. Ich wäre lieber schwul, als ein Fremdgeher“, sagte der Sohn der britischen Boxlegende Chris Eubank sr.

Der Smith-Konter folgte prompt: „Du hast keine Misses, die du betrügen kannst.“ Rumms!

Boxing - Chris Eubank Jr & Liam Smith Weigh-In - Manchester Central Convention Complex, Exchange Hall, Manchester, Britain - January 20, 2023 Chris Eubank Jr and Liam Smith go head to head during the weigh-in Action Images via Reuters/Jason Cairnduff
Zwischen Chris Eubank jr. und Liam Smith flogen schon vor dem Kampf die Fetzen
RMA, Action Images via Reuters, JASON CAIRNDUFF
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Traurige Parallele 1962

Der übertragende Sender Sky entschuldigte sich nach der PK für die Ausfälle der Protagonisten, deren Sprache sei „beleidigend“ und „homophob“ gewesen, sagte Moderatorin Anna Woolhouse. Auch der britische Boxverband BBoBC kündigte eine Untersuchung an.

Boxhistorisch gibt es eine traurige Parallele zu dem Eubank-Smith-Geplänkel. 1962 reizte der Amerikaner Benny „The Kid“ Paret den Weltergewichts-Champion Emile Griffith beim Wiegen bis aufs Blut, beleidigte seinen Landsmann als „Schwuchtel“. Im Ring schlug Griffith (der sich Jahre später als bisexuell bekannte) seinen Gegner in Runde 12 erbarmungslos zusammen. Paret fiel ins Koma – zehn Tage später war er tot. (mar)