Tatverdacht: Kinderpornografie!

Teenager schicken sich Schmuddelvideo - plötzlich steht die Polizei vor der Tür

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Das Landeskriminalamt Hessen und der Spezial-Ermittlertrupp BAO Fokus sind alarmiert: Mehr als 50 Prozent der Täter in Kinderpornografie-Fällen sind unter 21 Jahre alt.
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Viele Teenager schicken sich per Messenger regelmäßig Videos und Bilder, zum Teil auch mit nicht ganz jugendfreiem Inhalt – doch diese 14 und 16 Jahre alten Jugendlichen werden das sicherlich so schnell nicht mehr tun: Der Spezial-Ermittlertrupp BAO Fokus der hessischen Polizei war auf die beiden bei Ermittlungen gegen Kinderpornografie aufmerksam geworden und beschlagnahmte am vergangenen Donnerstag die Smartphones der 14-jährigen Schülerin und des16-jährigen Schülers. Die beiden Jugendlichen sollen ein Video, das eine ihnen bekannte Jugendliche beim Masturbieren zeigt, weitergeleitet haben.

Erschreckendes Ermittlungsergebnis: 132 Datenträger, 46 Tatverdächtige

Die beiden Jugendlichen waren in einer großangelegten Ermittlung der seit Oktober 2020 aktiven Ermittlertruppe der hessischen Polizei in den Fokus geraten. Vergangene Woche dann schlug die BAO Fokus zu: Insgesamt 173 Beamte durchsuchten 39 Wohnungen aufgrund des Verdachts auf Kinderpornographie und sexuelle Gewalt. Dabei stellten die Ermittler 132 Speichermedien, darunter die beiden Handys der Jugendlichen sicher, so das Landeskriminalamt Hessen.
45 der Beschuldigten werden Herstellung, Besitz und Verbreitung von Kinder- oder Jugendpornografie zur Last gelegt, einem von ihnen sexueller Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen. Die 40 männlichen und sechs weiblichen Tatverdächtigen im Alter von 12 bis 62 Jahren stehen nach jetzigem Kenntnisstand untereinander nicht in Kontakt.

50 Prozent der Tatverdächtigen sind unter 21 Jahre

Die jugendlichen Tatverdächtigen aus Westhessen sind laut Landeskriminalamt kein Einzelfall: BAO Fokus, als Ermittlertrupp gegen Kinderpornografie und sexuelle Gewalt, habe es vermehrt mit jungen Tatverdächtigen zu tun. 2020 registrierte die Polizei in Hessen in den Deliktsbereichen Verbreitung, Besitz und Herstellung von Kinder- und Jugendpornografie insgesamt 1564 Fälle. Bei 45,6 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen handelte es sich um Erwachsene. Die restlichen 54,4 Prozent verteilten sich auf rund 8,0 Prozent Heranwachsende (unter 21 Jahren), 35,7 Prozent Jugendliche (unter 18 Jahren) und 10,6 Prozent Kinder (unter 14 Jahren).

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Cybercrime-Berater warnt: Bilder oder Videos niemals weiterleiten

"Vielen, aber längst nicht allen Jugendlichen ist die Tragweite ihres Handelns bewusst", sagt Johannes Bittner, Cybercrime-Berater des Polizeipräsidiums Osthessen. Oft würden sich die Täter aus Leichtsinn und Unwissenheit strafbar machen. Dabei bleibt es bei jugendlichen Wiederholungstätern nicht nur bei einer Verwarnung oder der erzieherischen Maßnahme von Arbeitsstunden. Als Erwachsener muss man bei Weiterleitung von kinderpornografischem Material nach neuem Strafrecht seit 1. Juli 2021 sogar mit einem bis zu zehn Jahren Haft rechnen.

Doch wie verhält man sich korrekt, wenn man ein solches Bild gesendet bekommen hat? "Am besten ist es, man distanziert sich sofort von den Inhalten und informiert unverzüglich die Polizei. Wegsehen ist keine Option, hinter den Aufnahmen stehen echte Kinder, echte Opfer. Auf keinen Fall darf man solche Bilder oder Videos weiterleiten, auch nicht an Eltern, Lehrer oder andere Vertrauenspersonen. Wirklich an niemanden,“ warnt Bittner.

Achtung Eltern: Kinder brauchen eure Begleitung in der digitalen Welt!

Alles andere als spaßig sei es auch, Pornos an Freunde oder Mitschüler unter 18 Jahren zu schicken, sagt Bittner. "Das ist ebenfalls strafbar und kann als sexueller Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen geahndet werden." Sein Appell an Eltern und Lehrer: "Mit den Kindern offen über das Thema reden, in einen Dialog treten, enttabuisieren, aufklären und Grenzen deutlich machen. Wichtig ist, Kinder bei den ersten digitalen Gehversuchen und darüber hinaus aktiv zu begleiten." Weitere Informationen - etwa zur Aufklärung und Strafbarkeit - hat das Polizeipräsidium Osthessen im Internet unter der Initiative „Digital Native“ zusammengestellt. (Hessisches Landeskriminalamt/ gmö).