Spielsucht, Fettleibigkeit, Bindungsstörungen
Wie die Corona-Pandemie unsere Kinder belastet
Kaum Unterricht im Klassenraum, nur selten Freunde treffen, geringe Perspektiven: Viele Kinder leiden unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie. Einige werden sogar schwer krank. Der Verband der Kinder- und Jugendärzte appelliert mit eindringlichen Worten und alarmierenden Zahlen an die Politik: Kinder müssen dringend zurück ins normale Leben! Und zwar ganz unabhängig von der Impfung, ansonsten würden noch schlimmere Folgen drohen.
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Elias kam im Unterricht kaum hinterher
Elias lächelt, als er um 16 Uhr aus der Schule kommt. Der Achtjährige besucht die Notbetreuung seiner Grundschule. Zu Hause ging es ihm nämlich überhaupt nicht gut, auch im Unterricht kam er kaum hinterher, wie seine Mutter Petra Weileder RTL erzählt. „Die letzten Wochen waren wirklich schlimm bei ihm. Wir haben gemerkt, die Luft ist einfach komplett raus.“ Ihre Tochter Lena ist 11. Auch sie hofft darauf, dass bald alles wieder normal wird. Nach außen seien ihre Kinder stark, aber Mama Petra ist sicher: Die Kinderseelen haben schon einiges durchgemacht.
Bindungsstörungen, Fettleibigkeit und Spielsucht
Was Petra Weileder nur ahnen kann, belegt Jakob Maske, Sprecher des Verbandes der Kinder und Jugendärzte, mit Zahlen und Eindrücken. Bindungsstörungen, Fettleibigkeit und Spielsucht bei Kinder seien die Folgen der Einschränkungen, erzählt er RTL. Seine Kollegen hätten bei 15 bis 20 Prozent der Kinder eine Gewichtzunahme beobachtet, 30-50 Prozent schauen länger auf Handy, Tablet und Fernseher. Und schlimmer noch: „Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben“, sagt Maske.
Große Nachfrage nach Hilfe
Auch Kai Lanz von krisenchat.de beobachtet, dass viele junge Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Er hat ein Portal ins Leben gerufen, weil es aus seiner Sicht kaum Online-Angebote für Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen gibt. Kinder, Jugendliche, und junge Erwachsene können sich über krisenchat.de mit ihren Sorgen an ehrenamtliche Fachkräfte wenden.
Der gewaltige Ansturm gibt Lanz Recht. „Die Nachfrage ist riesig. Wir bearbeiten derzeit 5.000 Beratungen im Monat“, erzählt Lanz RTL, und schildert die Bandbreite der Anfragen: „Von Liebeskummer bis hin zu sexueller Gewalt oder Suizidgedanken ist da alles dabei“, betont er. Vielen jungen Menschen macht vor allem die soziale Isolation zu schaffen. Ein wichtiger Ort des sozialen Miteinanders bleibt die Schule. Und dort zeichnen sich zumindest in einigen Bundesländern Perspektiven ab.
Laschet will Schulen öffnen
„Die Schulen aller Schulformen werden bei stabilen Inzidenzen unter 100 ab dem 31. Mai in den Präsenzunterricht zurückkehren“, gab NRW-Chef Armin Laschet am Mittwoch bekannt. Auch in weiteren Bundesländern soll dauerhafter Präsenzunterricht möglichst schnell wieder stattfinden, einheitliche Regeln gibt bisher aber nicht. Deshalb fordert Linken-Chef Dietmar Bartsch einen Schulgipfel und eine schnelle Rückkehr in den Regelunterricht.
Sehnsucht nach Perspektiven
Darauf hofft auch der achtjährige Elias Weilleder und seine Familie: „Wenn die Inzidenzen gut bleiben, kann ich weiter in die Schule und meine Freunde sehen.“ Für ihn und Millionen anderer Kinder wären das tolle Perspektiven.