Nicht nur Wildvögel betroffen

West-Nil-Virus in Deutschland - Virologe erklärt: Wie wirkt der Erreger bei Menschen?

ARCHIV - 30.08.2002, Sachsen-Anhalt, Magdeburg: Eine Mücke saugt Blut aus der Haut. In Deutschland wurde in dieser Mückensaison der erste Wildvogel mit einer West-Nil-Infektion entdeckt. Das West-Nil-Virus ist ein aus Afrika stammender Erreger, der durch Zugvögel auch nach Europa verbreitet wird. Hauptsächlich wird das Virus von Stechmücken zwischen wildlebenden Vögeln übertragen. (zu dpa: West-Nil-Virus bei Vogel in Deutschland entdeckt) Foto: Andreas Lander/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Stechmücke
bra wst nwi wok fgj kno, dpa, Andreas Lander

Seit ungefähr zwei Jahren kommen Fälle des West-Nil-Virus in Deutschland vor, auch bei Menschen. Doch was ist das West-Nil-Fieber überhaupt und wie wirkt es bei Menschen? Die wichtigsten Fragen haben wir mit einem Virologen geklärt.

West-Nil-Virus: Was ist das überhaupt?

Das West-Nil-Virus ist ein aus Afrika stammender Erreger, der sich durch Zugvögel auch in Europa ausbreitet. Hauptsächlich wird das Virus von Stechmücken zwischen wildlebenden Vögeln übertragen.

Aber auch Menschen und Säugetiere – vor allem Pferde – können sich infizieren. Das funktioniert so: Wilde Zugvögel, die in Afrika überwintern und den Sommer in Deutschland verbringen, können den Erreger in sich tragen. Wenn sie von hier einheimischen Mücken gestochen werden, übertragen sie auch den Erreger auf sie. Die einheimischen Mücken können dann wiederum uns Menschen oder andere Säugetiere stechen und infizieren.

Vor allem in Südeuropa gibt es seit einigen Jahren mehrere solcher Fälle. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hält Ansteckungen mit der Tropenkrankheit West-Nil-Fieber in Deutschland dauerhaft für möglich. Vor allem längere Sommer mit hohen Temperaturen könnten zu einer verlängerten Saison und einer weiteren räumlichen Ausbreitung beitragen. Der Erreger sei offenbar in der Lage, in Deutschland zu überwintern.

West-Nil-Fieber: Das bedeutet die Krankheit für Menschen

„Durch das West-Nil-Virus wird das West-Nil-Fieber hervorgerufen“, erklärt Virologe Jonas Schmidt-Chanasit im Gespräch mit RTL. 2019 gab es erste Fälle bei Menschen in Deutschland. “Mit zum Teil sehr schwerwiegenden Verläufen, wo die Menschen eine Gehirnentzündung gehabt haben und auch intensiv medizinisch behandelt werden mussten.“

Bei den meisten Menschen, circa 80 Prozent der Infizierten, verläuft eine Infektion unbemerkt. “Zu 20 Prozent treten Symptome wie Fieber, Hautausschlag. Man fühlt sich nicht so gut,“ so Virologe Schmidt-Chanasit.

Doch bei circa einem Prozent der Infizierten kann die Krankheit laut Virologen richtig gefährlich werden: “Bei nur einem sehr geringen Teil kommt es zu schweren Verläufen: zu einer Entzündung des Gehirn oder der Gehirnhäute. Diese Infektionen können dann tödlich verlaufen.“ Schwere Krankheitsverläufe gab es beispielsweise bereits letztes Jahr in Leipzig.

Im Oktober 2020 verstarb der „The Blacklist“-Star Clark Middleton am West-Nil-Fieber.

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So können Sie sich vor dem Virus schützen

Bisher gibt es nur eine Impfung für Pferde gegen das West-Nil-Virus. Ein Impfstoff für Menschen ist nicht erhältlich, ebenso wenig wie Medikamente bei einer Infektion.

“Wenn es zu einem schweren Krankheitsverlauf kommt, kann im Krankenhaus nur eine symptomatische Behandlung erfolgen. Im schlimmsten Fall kann man dann nur wenig machen“, so Virologe Schmidt-Chanasit.

Deswegen rät er zur Prophylaxe, also eine Infektion gar nicht erst zuzulassen. Ratsam sind beispielsweise Mückenschutz an Fenstern und Türen, Mückenschutzspray oder Anti-Mücken-Spiralen. Man müsse sich damit abfinden, dass ein Mückenstich auch in Deutschland nicht immer harmlos sei. Deswegen rät der Virologe auch dazu, zukünftige Schutzmittel zu nutzen.

West-Nil-Virus: Die Hotspots in Deutschland

Laut dem Virologen Schmidt-Chanasit ist besonders Ostdeutschland von dem West-Nil-Virus betroffen. Insbesondere Sachsen-Anhalt, das südliche Brandenburg und Sachsen. In den vergangenen Jahren gab es aber auch schon Fälle in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Potenziell kann es sich durch die Verbreitung durch Zugvögel überall ausbreiten.