Kastration und Sterilisation retten viele Tierleben
Welt-Sterilisationstag: Tierschützer machen auf Missstand aufmerksam

Gewiss, es gibt jede Menge Aktionstage, viele davon mehr oder weniger skurril oder gar überflüssig. Wie beispielsweise der „Tag der Spaghetti“ am 4. Januar oder der „Welttag der Toilette“ am 19. November. Doch der Welt-Sterilisationstag hat einen wichtigen Hintergrund: Er soll ein größeres Bewusstsein für die vielen eingeschläferten und heimatlosen Tiere weltweit schaffen.
Das Leid der Straßenkatzen
Parasiten, Krankheiten, Mangel- und Unterernährung – gerade Straßentiere leben unter schlimmen Bedingungen. Tierschützer versuchen unermüdlich, das Leid der Tiere zu minimieren. Eine einfache und tierschutzgerechte Methode ist die Sterilisation bzw. Kastration der Tiere.
Im Frühjahr beginnt die Paarungszeit der Katzen. Sowohl Hauskatzen als auch Streuner sind auf Partnersuche, um sich fortzupflanzen. Alle Jahre wieder droht den Tierheimen im Mai eine Katzenschwemme. Dann werden die sogenannten „Maikätzchen“ abgegeben. Die Ursache dafür sind unkastrierte Freigängerkatzen aus Privathaushalten und frei lebende Katzen, die sich unkontrolliert fortpflanzen. Schätzungsweise leben mittlerweile zwei Millionen streunende Katzen in Deutschland, oft krank und unterernährt.
Der Welt-Sterilisitationstag will auf diese Missstände aufmerksam machen und ist ein Appell an alle Haustierbesitzer, ihr Tier sterilisieren zu lassen. Denn die Sterilisation schützt – so paradox es auch klingen mag – Leben. So heißt es in einer Mitteilung der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“: „Katzen werden schon im Alter von vier bis sechs Jahren geschlechtsreif, können bis zu dreimal im Jahr werfen und gebären dann im Schnitt drei bis sieben Welpen. Die Kastration der Tiere ist ein humaner und nachhaltiger Weg, um ständigen Nachwuchs zu verhindern.“ Dieser Nachwuchs ist es dann, der meistens heimatlos auf der Straße endet.
Was geschieht bei Sterilisation und Kastration?
Bei einer Kastration wird die Hormonproduktion unterbrochen, das heißt: Beim Kater werden die Hoden, bei der Katze die Eierstöcke entfernt. Bei der Sterilisation werden lediglich die Samen- bzw. Eileiter durchtrennt. Tierärzte raten zur Kastration, weil diese auch noch gesundheitliche Vorteile hat: Das Risiko von Krebs, Zysten, Gesäuge-Tumoren und Gebärmuttervereiterungen bei Katzen sinkt deutlich. Und auch das Verhalten der Katzen ändert sich. Ihr Sexualtrieb wird unterbunden, weibliche Katzen werden nicht mehr rollig, Kater prügeln sich nicht mehr, haben keinen Markierungsdrang mehr – was wohl besonders die Halter von Wohnungskatzen erfreuen dürfte. Denn unkastrierte Wohnungskater markieren nicht nur im Katzenklo…
Zeit zur Regeneration

Nach dem chirurgischen Eingriff braucht das Tier Zeit zur Regeneration, um Entzündungen und Überreizungen zu vermeiden. Freigänger sollten zunächst möglichst im Haus bleiben und in der Wohnung sollte der Kletter- oder Kratzbaum aus der Reichweite der Samtpfote entfernt werden, heißt es in der Mitteilung von „Vier Pfoten“. Und auch wenn es dem Frauchen schwerfällt: Die Katze auf den Arm zu nehmen, ist tabu. Denn auf Bauch und Unterleib sollte kein Druck ausgeübt werden. Wichtig sei auch, langfristig die Ernährung umzustellen, weil sich nach der Kastration der Stoffwechsel der Katze verändert und sie dazu neigt, zuzunehmen. Am besten sei es, die Futtermenge zu reduzieren, und kalorienarmes und gesundes Futter anzubieten, rät „Vier Pfoten“.
Kastrationspflicht gefordert
Appelle an Tierhalter sind gut und schön. Sie erreichen aber hauptsächlich die Tierhalter, die sich sowieso schon mit dem Schutz ihrer Tiere beschäftigen und verantwortungsvoll handeln. Deshalb fordern Tierschutzverbände wie Tasso e.V. eine Pflicht für Katzenhalter, ihre Katze kastrieren, kennzeichnen und registrieren zu lassen. Dies kann auch per Erlass einer entsprechenden kommunalen Satzung beziehungsweise Verordnung erfolgen. Insgesamt gibt es heute bereits mindestens 1047 Städte und Gemeinden mit sogenannten Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungsverordnungen für Katzen. In den meisten Städten, die die Kastrationspflicht bereits eingeführt haben, hat sich die Lage signifikant verbessert. Der Deutsche Tierschutzbund verfolgt das Ziel einer möglichst flächendeckenden Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Katzen. Auch Tage wie der Welt-Sterilsitationstag helfen dabei, dieses Ziel zu erreichen. (psc)