Berliner Vietnamesin soll Zuhälterin sein
Wegen Zwangsprostitution angeklagt: Nagelstudio-Puff-Patin vor Gericht plötzlich ganz schwach

In Berlin steht die 40-Jährige Thi T. vor Gericht. Sie soll Vietnamesinnen nach Deutschland geschleust und dort zur Prostitution gezwungen haben. Vergangenes Jahr wurde sie bei einer großangelegten, europaweiten Razzia festgenommen. Bevor im Berliner Kriminalgericht der zweite Verhandlungstag starten konnte, musste aber erst ein Sanitäter kommen. Denn die Anklagte litt unter Kreislaufproblemen.
Berlin: Vietnamesischer Schleuser-Schwerpunkt
Berlin gilt als Umschlagplatz für vietnamesische Schleuserbanden. Insbesondere das Dong Xuan-Center in Berlin-Lichtenberg, Deutschlands größter Asia-Markt. Hier sollen die Frauen angekommen sein, her gelotst aus Vietnam, über Osteuropa nach Berlin. Die mutmaßlichen Drahtzieher einer solchen Schleuserbande stehen nun vor Gericht. Allen voran die 40-Jährige Thi T. Im Gerichtssaal wirkt sie unscheinbar, trägt eine rote Jacke und einen langen schwarzen Pferdeschwanz. Bevor aber verhandelt werden konnte, musste erst Mal ihr Gesundheitszustand geklärt werden. Thi T. litt im Saal unter Kreislaufproblemen. Die vermeintlich skrupellose Frau, plötzlich ganz schwach.
Doch was ihr vorgeworfen wird, zeichnet ein anderes, ein menschenverachtendes Bild. Sie soll junge Frauen mit dem Versprechen, als Kindermädchen zu arbeiten illegal nach Deutschland gelockt haben. Doch statt einer besseren Zukunft wartete hier die Zwangsprostitution. Mit klarem Plan von Thi T., die „die konkrete Prostitutionsausübung der Frauen unter Ausnutzung der Zwangslage vollumfänglich organisiert“ haben soll, erklärt Gerichtssprecher Johannes Timmel.
Ermittler erhalten Hilfe vom Ex-Mann der angeklagten Vietnamesin
Schließlich konnten sich die Frauen mit illegalem Aufenthaltsstatus nicht an die Polizei wenden. Stattdessen zwang T. sie, Schuldscheine zu unterschreiben und diese Schulden durch Sex abzuarbeiten. Laut Informationen der B.Z. sollen die Frauen an sechs Tagen in der Woche als Prostituierte gearbeitet haben, für 50 Euro pro halbe Stunde.
Auf die Schliche kamen die Ermittler ihr durch einen Brief. Der soll offenbar von ihrem Ex-Mann stammen, wie der Hauptermittler als Zeuge vor Gericht vermutet. Er war auch bei der Razzia der Wohnung der Anklagten dabei. “Bei der Durchsuchung der Wohnung der Frau T. wurden Schuldscheine gefunden. Sie ließen keine anderen Schlüsse zu als dass die Frauen zur Prostitution gezwungen wurden, um ihre ‘Schulden’ zu begleichen.”
Neben Thi T. stehen auch noch zwei weitere Angeklagte vor Gericht. Insgesamt sind 15 Verhandlungstage angesetzt. (mch/jkl)