Das ist echter Sportsgeist!
Was wir von den Special-Olympics-Athleten lernen können

Was für eine coole Fehlerkultur! Eine Woche lang habe ich den Athletinnen und Athleten bei den Special Olympics aus nächster Nähe zugesehen. Doch nicht nur ihre sportlichen Leistungen haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sondern vor allem, wie sie damit umgehen, wenn sie nicht schnell genug waren, um den Ball übers Netz zu bringen oder die Gegner den Punkt machen. Es ist genau dieser Umgang mit Niederlagen, der uns warm ums Herz werden lässt und von dem wir etwas Wichtiges lernen können.
Als freiwillige Helferin bei den Special Olympics ganz nah dran

Mit 23 RTL-Kollegen sind wir für eine Woche freigestellt worden, um als freiwillige Helfer beim größten Sportevent seit 1972 anzutreten. Eingeteilt werden wir beim Volleyball. Auf dem Feld bilden je drei Athleten mit geistiger Einschränkung oder Mehrfachbehinderung und drei Menschen ohne Behinderung, Partner genannt, ein Team. Genau so sollen sie auch spielen. Inklusiv. Wir freiwilligen Helfer sind etwa als Ballmädchen bzw. -junge oder Wischer eingesetzt. Ich kümmere mich um die Punkteanzeige. Das Spielfeld muss ich dabei immer im Blick haben.
Gelebter Teamgeist: Das ist bei den Special Olympics keine Floskel
Nicht nur mir, auch meinen Kollegen fällt dabei etwas auf: Die Mannschaften feuern sich an, jubeln einander zu, wenn sie einen guten Spielzug gemacht haben. So weit, so normal. Aber: Sie tun dies auch bei Niederlagen. Bei Fehlern. Man kann den Spielerinnnen und Spielern die Enttäuschung über einen verlorenen Punkt nicht mal ansehen. Es wird abgeklatscht, angefeuert und umarmt. Auch oder vielleicht gerade dann, wenn der Punkt an die Gegner geht.
Denn: Es ist der Versuch, der zählt. Als Team wollen sie gewinnen. Und da ist es auch okay, wenn eine von ihnen jemand aus den eigenen Reihen einen Fehler macht. Natürlich werden ihre Schreie lauter, wenn sie den Punkt ergattern können. Aber diese Momente, in denen sichtbar wird, dass Teamgeist hier keine Floskel ist, sondern einfach gelebt wird, lassen mich immer wieder emotional werden.
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Im Grunde wissen wir: Der enttäuschte Blick der anderen wird es nicht besser machen
Mal ehrlich: Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal eine Person in meinem Umfeld für einen vermeintlichen Fehler abgefeiert habe. So richtig. Und damit meine ich nicht, den Fehler ignorieren oder mit einem „ist nicht so schlimm“ wegwischen. Sondern so, wie ich es bei den Special Olympics sehe: ein High-Five verteilen, den Fehler einfach mit Freude ummanteln und so aus der Welt schaffen.
Dabei liegt es so nah. Denn genau diese Geste wäre es, die man sich in einer solchen Situation am meisten wünscht. Die Wut, der enttäuschte Blick der Kollegin? Wird es nicht besser machen. Die herzliche Umarmung? Vielleicht.
Die Special Olympics haben mich und meine Kollegen in dieser Woche an etwas erinnert, dass wir alle eigentlich schon wissen. Wir müssen herzlicher miteinander sein. Freude und Niederlagen miteinander teilen und gemeinsam für beide einstehen. Denn keiner macht gerne Fehler im Team. Aber mit einer Gruppenumarmung sind sie besser zu ertragen.