Was geschah mit Flug MH 370? – Das FBI ermittelt
Die Boeing 777 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord ist weiterhin verschollen. Laut Behörden befanden sich mindestens zwei Passagiere mit gestohlenen Pässen an Bord. Jetzt gibt es Hinweise, dass das Flugzeug vor dem Verschwinden umgekehrt sein könnte. Das FBI hat sich in die Ermittlungen eingeschaltet.

Was geschah mit Flug MH 370? Das Verschwinden des Passagierflugzeuges in Südostasien gibt den Ermittlern zunehmend Rätsel auf. Am Morgen wurde die Suche fortgesetzt. 40 Schiffe und 22 Flugzeuge sind daran beteiligt. Doch von der Boeing 777 und den Passagieren fehlt weiterhin jede Spur. Inzwischen haben Schiffe die Region vor der Südspitze Vietnams erreicht. Dort hatten Suchflugzeuge gestern eine kilometerlange Ölspur gesichtet. "Die Ölspuren zu finden ist aber schwierig, weil das Gebiet so groß ist. Wir haben bislang absolut nichts gefunden", sagte Azhaddin Abdul Rahman von der malaysischen Behörde für Zivilluftfahrt.
Doch es gibt einen neuen Anhaltspunkt: Radaraufzeichnungen deuten darauf hin, dass die Maschine kurz vor ihrem Verschwinden umgekehrt sein könnte. Das teilte das malaysische Militär mit. Dies wäre insofern überraschend, weil die Piloten keine Probleme meldeten und keinen Notruf absetzten, bevor der Kontakt rund eine Stunde nach dem Start abriss. Laut Luftfahrtexperte Stefan Hinners vom Luftfahrtbundesamt wäre ein Umkehren – ohne vorher Kontakt zu den Fluglotsen gehabt zu haben – ein äußerst ungewöhnliches Manöver. "Der Lotse ist für den Flugweg eines Luftfahrtzeugs verantwortlich und das kann er natürlich nicht, wenn die Besatzung plötzlich eigenverantwortlich wendet. Ein Umkehren in gleicher Höhe ist fast so, wie ein Wenden auf der Autobahn", so Hinners. Seiner Ansicht nach müsse für eine solche Entscheidung ein "erhebliches technisches Problem" vorgelegen haben.
Und noch etwas bereitet den Ermittlern Sorgen. Mindestens zwei Passagiere an Bord reisten offenbar mit gestohlenen Pässen. Ein Italiener und ein Österreicher, deren Namen auf der Passagierliste standen, meldeten sich. Sie berichteten Reportern in ihren Heimatländern, dass ihnen die Reisepässe vor Jahren gestohlen worden waren. Möglicherweise befanden sich noch mehr Menschen mit falschen Identitäten an Bord. Die malaysische Regierung überprüft derzeit vier verdächtige Einträge auf der Passagierliste.
Die internationale Polizeibehörde Interpol hat indes die malaysischen Sicherheitskontrollen scharf kritisiert. Niemand habe die Daten der Fluggäste mit der Interpol-Datenbank für gestohlene Ausweise abgeglichen, erklärte Generalsekretär Ronald K. Noble. "Es ist sehr beunruhigend, dass Passagiere an Bord eines internationalen Fluges mit einem von Interpol als gestohlen registrierten Pass gelangen konnten", erklärte Noble. "Das ist eine Situation, die wir nie erleben wollten."
Kaum noch Hoffnung auf Überlebende
Damit rückt auch ein möglicher Terroranschlag ins Visier der Ermittler. Das FBI hat sich inzwischen eingeschaltet, da auch Amerikaner an Bord waren. Die Behörden nahmen sofort die Videos von Sicherheitskameras am Flughafen von Kuala Lumpur unter die Lupe. Das FBI könne schauen, ob beim Einchecken oder Einsteigen Verdächtige des Terrornetzwerkes Al Kaida zu sehen seien. "Wir schließen nichts aus", so Rahman von der malaysischen Behörde für Zivilluftfahrt. Ein amerikanischer Geheimdienstler sagte der 'New York Times': "Die gestohlenen Pässe sind zwar interessant, bedeuten aber nicht zwingend, dass es sich um einen Terroranschlag handelte."
Das US-Verteidigungsministerium hat zudem die Aufnahmen aus einem Überwachungsprogramm geprüft, das weltweit Lichtblitze aufzeichnet. In der Region habe es aber zum fraglichen Zeitpunkt keine Anzeichen einer Explosion gegeben. Ein malaysischer Sicherheitsexperte zog einen Vergleich zu dem Absturz 1988 von PanAm-Flug 103 über Lockerbie in Schottland. Damals kamen 261 Menschen ums Leben. Die Maschine verschwand ebenfalls ohne Anzeichen von Problemen vom Radar. Wie sich herausstellte, explodierte eine Bombe an Bord. Malaysias Verkehrsminister warnte aber vor voreiligen Spekulationen.
Inzwischen hat auch die bislang zurückhaltende Fluggesellschaft selbst kaum noch Hoffnung auf Überlebende. Man befürchte das Schlimmste, hieß es in einer Erklärung der Malaysia Airlines. Die Fluggesellschaft unternehme ihr Möglichstes zur Unterstützung von Angehörigen der vermissten Passagiere. Dazu gehöre auch finanzielle Sofort-Hilfe. Die Angehörigen werden an den Flughäfen von Kuala Lumpur und Peking betreut.
Die Boeing 777-200ER von Malaysia Airlines war am Samstag auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking. Kurz vor dem vietnamesischen Luftraum brach der Funkkontakt ab. Nach bisherigen Angaben hatte das Flugzeug keinen Notruf abgesetzt, das Wetter in der Region war gut und der Pilot mit über 30 Berufsjahren ein erfahrener Mann. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines gilt als zuverlässig. Nach eigenen Angaben fliegt sie mit Airbus und Boeing-Maschinen täglich 37.000 Passagiere zu 80 Zielen weltweit. Die 777 hatte in den 20 Jahren ihrer Geschichte erst einen tödlichen Unfall und gilt als eines der sichersten Passagierflugzeuge.