Wie in einem Knastfilm

Versuchter Mord in Jugendanstalt Hameln: Angeklagter prahlt vor Gericht

Der Angeklagte Dennis M. vor dem Landgericht Hannover
Der Angeklagte Dennis M. vor dem Landgericht Hannover
RTL Nord, RTL Nord

Zehn- bis zwanzigmal soll der heute 19-jährige Dennis M. im Oktober 2019 in der Jugendanstalt Hameln auf einen Mitinsassen eingestochen haben – mit einem angespitzten Kugelschreiber. Dafür stehen er und ein anderer Gefangener jetzt vor dem Landgericht Hannover. Warum es zu der Tat kam, die nach einer Szene aus einem Actionfilm klingt, darüber gibt es bisher zwei Versionen.

Angeklagte machen Prozessstart zu ihrer Show

Den Presserummel haben die Angeklagten wohl nicht erwartet. Als sie am Montag (16. November 2020) den Gerichtssaal in Hannover betreten, reagieren sie sofort auf die Fotografen und Kameraleute. „Ey Presse, pack deinen Scheiß weg“, sagt Dennis M., als er die Auslöser klicken hört. „Und, sitzt die Frisur?“ fragt der Mitangeklagte Pascal S. provozierend. Den Prozessstart nutzt Dennis M. dann, um seine Motivation hinter der Tat zu erklären. Seine Aussagen schwanken zwischen Anzeichen für Reue und Prahlerei.

Angeklagter: "Ich habe keinen Bock mehr auf den Kindergarten"

Die Staatsanwaltschaft Hannover wirft Dennis M. vor, er habe auf den anderen Insassen eingestochen, weil er in die Sicherheitsabteilung der Anstalt verlegt werden wollte. Vor Gericht sagt der 19-Jährige aber aus, er habe sich Respekt verschaffen wollen. Sein Opfer ist ein verurteilter Sexualstraftäter, der laut M. „arrogant“ und ein „Kinderschänder“ sei, Dennis M. habe ihm einen Denkzettel verpassen wollen. Insgesamt zeigt er sich vor Gericht geläutert, er wolle einfach nur raus aus dem Gefängnis: „Ich hab keinen Bock mehr auf den Kindergarten." Der Angeklagte wurde nach der Tat von der Jugendanstalt Hameln in eine andere JVA versetzt.

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Mitangeklagter Pascal S. war moralische Unterstützung

Mitangeklagter Pascal S. vor dem Landgericht Hannover
Mitangeklagter Pascal S. vor dem Landgericht Hannover
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Auf dem Hof der Jugendstrafanstalt soll Dennis M. mehrmals mit einem Kugelschreiber auf sein Opfer eingestochen haben. Diesen Mitinsassen habe er gemeinsam mit Pascal S. ausgewählt, der wegen Beihilfe zum Mord angeklagt ist. Pascal S. soll in dem Gefängnis höher angesehen sein als Dennis M., möglicherweise versuchte der Hauptangeklagte also Pascal S. mit seiner Tat zu imponieren. Klar ist: Dennis M. wollte in der sogenannten „Knasthierarchie“ aufsteigen, so sagt es der 19-Jährige selbst vor Gericht.

Keine Absicht, Mitinsassen zu Töten

Neben seinen nach Einsicht klingenden Aussagen vor Gericht, überrascht Dennis M. aber auch mit Erklärungen zu seinem Tatwerkzeug. Er habe den Kugelschreiber nicht so stark angespitzt, dass er damit jemanden hätte töten können: „Ich habe im Knast schon sehr viel gefährlichere Waffen gebaut. Wenn ich ihn hätte töten wollen, dann hätte ich ihn damit angegriffen", so der 19-Jährige. Sein Opfer hat die Tat mit mehreren Schnitt- und Platzwunden überlebt. Es wird wohl bei einem weiteren Prozesstag aussagen.