Hamburger Gamerin mit bewegter Vergangenheit
Vergewaltigung, Mobbing, Depressionen: Sandra Friedrichs will Miss Germany werden
von Vanessa Fritz und Tom Klose
90 – 60 – 90-Maße, das perfekte Gesicht und bitte noch möglichst groß und blond – Schönheitsideale, die längst überholt sind. Sandra Friedrichs aus Hamburg-Wandsbek will genau für das Gegenteil stehen: Für Authentizität mit einer Botschaft. Damit hat es die Gamerin jetzt ins Halbfinale der Miss Germany-Wahl 2023 geschafft.
Dunkle Vergangenheit
Seit mehr als 20 Jahren ist Sandra Friedrichs beim Simulationsspiel „Die Sims“ aktiv. Online schauen ihr zahlreiche Menschen dabei zu. Inzwischen kann sie sogar davon leben, ist hauptberuflich Gamerin. Das Spielen ist aber längst nicht mehr nur reiner Zeitvertreib, der die Miete zahlt. Sandra spricht in ihren Videos inzwischen ganz offen über ihre Vergangenheit, teilt ihre persönlichen, teils dunklen Geschichten und Erlebnisse mit den Zuschauerinnen und Zuschauern. Ihr Ziel: „Andere Leute sensibilisieren, aber auch inspirieren. Das will sie auch auf der Miss Germany-Bühne tun.
Sandra Friedrichs wurde vergewaltigt
In ihren 33 Jahren hat Sandra viel durchmachen müssen, wie sie unserer Reporterin erzählt. Jahrelanges Mobbing in der Schule, eine Essstörung und der absolute Tiefpunkt: Während eines Auslandssemesters 2012 wird sie vergewaltigt, es passierte in Miami in einem Club. „Mir wurden K.O.-Tropfen untergemixt, und ich weiß noch was ungefähr passiert ist. Ich weiß, dass ich in einem Auto saß. Ich weiß, dass ich mich in einem Bett vorgefunden habe. Ich weiß aber nicht mehr ganz genau, was dort passiert ist. Was ich aber weiß ist dieses Gefühl, was ich hatte, dieses Beklemmende, dieses teilweise wirklich angewiderte."
Über ihre Erlebnisse spricht die Hamburgerin im Laufe der Zeit in einer Traumatherapie – aber nicht nur da. Auch im Internet, in ihren Streams auf der Plattform Twitch findet sie nach und nach den Mut, offen über das Erlebte zu sprechen.
Lese-Tipp: So funktioniert die Streamingplattform Twitch
Mittlerweile sind ihre Streams selbst zu kleinen Orte der Zuflucht für andere Menschen geworden, die ähnliches erlebt haben oder auch ganz andere Probleme mitbringen.
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Viel mehr als nur Gaming!
Sandra spricht online immer wieder ganz offen über mentale Gesundheit, verbindet so die Online-Welt mit der realen und macht sich stark für andere Menschen: „Es ist wichtig zu verstehen, das Gaming ein riesengroßer Bereich in der Medienlandschaft ist und der sollte nicht nur für Unterhaltung sorgen, sondern auch ernstere Themen ansprechen,“ erzählt die 33-Jährige im RTL-Interview.
Fest steht, egal, ob es für Sandra am Ende zum Titel der schönsten Frau Deutschlands reicht oder nicht, ihre Message nimmt sie auf jeden Fall mit auf die Bühne. Und gewonnen hat sie, so scheint es, ohnehin schon: An Stärke, Selbstbewusstsein und Menschen, mit denen sie mittlerweile viel mehr als nur Online-Spiele teilt.