Vater von Yagmur (†3) rastet vor Gericht aus: "Du hast sie umgebracht, warum weinst du?"

Lange schwiegen die angeklagten Eltern der kleinen Yagmur vor Gericht über den gewaltsamen Tod ihrer Tochter. Jetzt hat der Vater in einem emotionalen Ausbruch die Mutter des Mädchens lautstark beschimpft. Der Frau wird vorgeworfen, das damals dreijährige Mädchen bis zum Tod misshandelt zu haben.
Der Vorsitzende Richter des Hamburger Landgerichts ließ Handyvideos zeigen, die Yagmur fröhlich spielend zeigen - da platzte es aus dem Vater heraus. Er warf einen kleinen Gegenstand nach der Mutter und schrie sie auf Türkisch an. Eine Prozessbeobachterin übersetzte: "Du hast sie umgebracht, warum weinst du?"
Die Staatsanwaltschaft wirft der Mutter Mord aus Hass auf ihre Tochter vor. Der Vater soll tatenlos mitangesehen haben, wie seine Frau die Dreijährige immer wieder misshandelte. Yagmur war am 18. Dezember 2013 in der Wohnung ihrer Eltern zusammengebrochen, sie starb an inneren Blutungen in Folge eines Leberrisses. Das Mädchen lebte erst seit wenigen Monaten bei ihren leiblichen Eltern. Zuvor war sie bei einer Pflegemutter und in einem Kinderschutzhaus untergebracht gewesen.
Ermittlungen wegen Behördenfehlern
Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft beschäftigt sich mit möglichen Fehlern der Behörden. Yagmur wurde seit ihrer Geburt von drei Jugendämtern betreut. Auf Wunsch der leiblichen Eltern lebte das Mädchen zunächst bei einer Pflegemutter, hatte aber weiterhin Kontakt zu ihrer Familie. Schon lange vor Yagmurs Tod gab es Hinweise auf Misshandlungen, ein Rechtsmediziner erstattete nach einer schweren Operation des Mädchens Anzeige gegen unbekannt.
Doch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden im November 2013 eingestellt, weil nicht geklärt werden konnte, ob die Pflegemutter oder die leiblichen Eltern für die Taten verantwortlich waren. Dass dies nicht die Unschuld von Vater und Mutter bedeutete, wurde im zuständigen Jugendamt missverstanden. Es hatte bereits im Sommer 2013 dem Wunsch der leiblichen Eltern nachgegeben, das Kind möge wieder bei ihnen leben. Die Gefahr, in der sich Yagmur befand, wurde übersehen. Auch gegen Jugendamtsmitarbeiter laufen deshalb Ermittlungen.