Dieses Fleisch ist 4.000 Jahre alt
Urzeit-Frikadelle! Tierschutzorganisation fordert Mammut-Montag in Kantinen

Stellen Sie sich vor, es ist Montag. Sie gehen in die Kantine ihrer Firma und dann ist es wieder so weit: Es ist Mammut-Montag. Dabei geht es nicht darum, eine gewaltige Aufgabe, also eine Mammutaufgabe zu bewältigen, sondern um Fleisch. Das sollte es demnächst am ersten Tag der Woche in jeder Kantine Deutschlands geben. Zumindest fordert das die Tierschutzorganisation Peta.
Künstlich hergestellte Fleisch könnte es bald im Supermarkt geben
„Laborfleisch steht international kurz vor dem Durchbruch“, sagt Daniel Cox von der Tierschutzorganisation Peta. Das heißt, noch ist die Urzeit-Frikadelle aus dem Reagenzglas nicht zugelassen. Doch Cox rechnet damit, dass sich das bald ändern wird und äußert sich im Interview mit RTL: „Die Zulassung von in vitro Fleisch wird sicher in absehbarer Zeit erfolgen.“ Mit der Forderung eines Mammut-Montags in Kantinen wolle Peta das sogenannte „Laborfleisch“ aus der Ecke der experimentellen Ernährung herausholen und es als eine weitere Alternative zu tierischen Produkten vorschlagen. Die Tierschutzorganisation möchte damit einen Beitrag dazu leisten, dass künstlich hergestelltes Fleisch möglichst schnell in den Supermarktregalen landet. Für Cox ist wichtig: “… dass es sich nur um pflanzliche Zutaten sowie Zellkulturen handelt und kein Kälberserum zum Einsatz kommt. „Es sollte nur wirklich veganes in vitro Fleisch zugelassen werden.“
Das erwähnte Kälberserum gilt bei der Herstellung von Laborfleisch „schon sehr lange als Goldstandard, weil es Wachstumsfaktoren enthält, die für die Kultivierung der Zellen notwendig sind“, erklärt Petra Kluger im Gespräch mit der Deutschen Welle. Sie ist Professorin für Tissue Engineering und Biofabrication an der Universität Reutlingen, wo sie Forschungen zu Laborfleisch anstellt. Weiter sagt sie, dass es mittlerweile aber auch schon gute Ersatzmedien ohne tierische Bestandteile gebe.

Vegan trotz Mammut-DNA?

Trotz des tierischen Ursprungs hält die Tierschutzorganisation Peta das Produkt für vegan. Das klingt vielleicht zunächst komisch. Denn auch auf der Homepage der Tierschützer ist zu lesen: „Vegane Menschen meiden die Nutzung von Tieren oder tierischen Produkten in allen Lebensbereichen.“ Das geht von Fleisch über Honig bis hin zu Lederschuhen. Wie passt es dann zusammen, etwas, das aus Mammut-DNA hergestellt wurde, als vegan zu bezeichnen? Die Antwort ist in der Tierethik begründet: „Eines ist mit den neuen Fleischbällchen sicher: Für sie müssen keine Mammuts leiden und sterben“, so Cox.
Mammut-Fleisch soll Ernährung grundlegend verändern
Leiden musste für die Urzeit-Frikadelle tatsächlich kein Tier: Das australische Start-up Vow nutzte die DNA-Sequenz aus den Überresten verstorbener Mammuts. Aber diese war nicht mehr vollständig vorhanden. Da diese Tiere aus der Gattung der Elefanten stammten, wurden diese Lücken mit dem Erbgut afrikanischer Dickhäuter aufgefüllt. So erklärt es Tim Noakesmith, Co-Gründer von Vow in der Wirtschaftswoche. Anschließend sei diese DNA in Zellen heutiger Nutztierarten eingeschleust worden, wo sie sich vermehrten und das entscheidende Protein produzierten: Das eines Mammuts, das schon mehr als 4.000 Jahre ausgestorben ist. Das Fleisch aus dem Reagenzglas soll dabei die Ernährung grundlegend verändern: „Wir wollen es zum Symbol für eine aufregende Zukunft machen“, so Noakesmith in dem Interview weiter.
Start-up will mehr künstliche Fleischprodukte herstellen
„Wir wollen Produkte herstellen, die besser sind als das, was heute aus Tieren hergestellt wird“, sagt Noakesmith vom Start-up Vow der Wirtschaftswoche. Weiter verspricht er einen guten Geschmack, der besser sei als der von Fleisch, das aus pflanzlichen Proteinen hergestellt wird. Noch seien die Produktionskosten sehr hoch, aber dafür gäbe es auch schon eine Lösung.
Dann könnte es zukünftig vielleicht tatsächlich heißen: Auf in die Kantine, es ist Mammut-Montag.